Wiener Forscherin:

„Kleine Zellen können den Klimawandel stoppen“

Wissenschaft
23.04.2023 08:55

Die gebürtige Wienerin Tara Shirvani publiziert an der britischen Universität Oxford über die Zukunft ohne Umweltkrisen. Ihre Disziplin vergleicht sie mit Lego spielen. In ihrem neuen Buch „Plastikfresser und Turbobäume“ berichtet die Wissenschaftlerin humorvoll und simpel über synthetische Biologie. Eine Forschungssparte, die unser Lebensretter sein könnte.

„Krone“: „Wie wir das Klima retten, den Müll aus dem Meer holen und den ganzen Rest auch noch glänzend hinbekommen“ lautet Ihr Untertitel. Das klingt fast zu schön, um wahr zu sein. 
Tara Shirvani: Bei meinem Buch war es mir auch wichtig, dass es eine Botschaft der Hoffnung ist. Die Technologie hat in der Medizin schon so einen Fortschritt erreicht. Auch für unsere Umwelt ist das möglich.

Haben wir überhaupt noch Zeit, unsere Welt vor der Klimaerwärmung zu retten?
Wir haben wenig Zeit, das Pariser Klimaabkommen mit den 1,5 Grad zu erreichen. Aber mit der synthetischen Biologie können wir die Erwärmung stoppen und die Welt vor einer Plastikplage wahren.

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Kinder können mit Bausteinen, Häuser bauen. Im Labor können wir genau das mit Zellen machen. Nur bauen wir nicht Häuser, sondern Zement, Plastikfresser und so weiter. Diese kleinen Zellen sind die Fabrik der Zukunft.

Die gebürtige Wienerin Tara Shirvani forscht an der Universität Oxford.

Die synthetische Biologie ist laut Ihrem Buch unser Lebensretter. Aber was genau dürfen wir uns darunter vorstellen?
Ich vergleiche diese Disziplin gerne mit Lego spielen. Kinder können mit Bausteinen, Häuser bauen. Im Labor können wir genau das mit Zellen machen. Nur bauen wir nicht Häuser, sondern Zement, Plastikfresser und so weiter. Diese kleinen Zellen sind die Fabrik der Zukunft.

Gibt es bereits Bereiche, in der die synthetische Biologie eingesetzt wird?
Fleisch-Ersatz zum Beispiel. Aber auch die große Modekette H&M arbeitet mit einer Firma zusammen, die Stoffe produzieren, die aus recyceltem CO2 bestehen. Die Luxus-Marke Hermes produziert mit einem Partner synthetisches Leder. Eine der teuersten Taschen auf dem Markt besteht aus Pilzen. Durch diese Produktion kann der CO2-Wert auf 20 Prozent gesenkt werden und die Kosten dafür sind um 80 Prozent niedriger. Und das Beste: Diese Art von Leder ist viel hochwertiger als herkömmliches Leder. Eine Win-win-Situation. Auch Autohersteller vertrauen oft auf synthetische Produkte aus dem Labor.

Tara Shirvani schreibt in ihrem Buch „Plastikfresser und Turbobäume“ (25 Euro, edition a) über Leder produzierende Zellen und Kleidung, die aus recyceltem CO2 besteht. (Bild: edition a)
Tara Shirvani schreibt in ihrem Buch „Plastikfresser und Turbobäume“ (25 Euro, edition a) über Leder produzierende Zellen und Kleidung, die aus recyceltem CO2 besteht.

Sie arbeiten derzeit in Großbritannien und wollen Ihr Wissen nun auch ein anderen europäischen Ländern verbreiten. Steht man der synthetischen Biologie kritisch gegenüber?
Die USA hat dieser Industriesparte in den nächsten 20 Jahren 280 Milliarden Dollar zugesagt. In China ist das Budget sogar viermal so hoch. Diese Technologie wird unseren Alltag so verändern wie der Computer vor mehr als 70 Jahren.

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