Boykott des NS-Regimes

Stille Helden: Wenn Zivilcourage Leben rettet!

Niederösterreich
23.04.2023 06:08

Das Haus der Geschichte in St. Pölten wandelt derzeit auf den Spuren der „Gerechten“. Mit der neuen Wanderausstellung „Die Gerechten - Courage ist eine Frage der Entscheidung“ werden im Museum NÖ auch stille Helden aus Niederösterreich vor den Vorhang geholt. 

Sie halfen im Verborgenen, setzten dabei ihr eigenes Leben aufs Spiel und retteten so viele Menschen vor dem sicheren Tod. Mit ihrem Mut halfen sie verfolgten Juden dem NS-Regime zu entkommen. Als sichtbares Zeichen für Zivilcourage wird ihnen nun im Museum NÖ ein Denkmal gesetzt. Mit der Wanderausstellung „Die Gerechten – Courage ist eine Frage der Entscheidung“ will man jene stillen Helden („Gerechte“) vor den Vorhang holen, die ohne Gegenleistung ihr Leben aufs Spiel setzen, um Juden zu retten – auch in Niederösterreich.

Christian Rapp, Leiter Haus der Geschichte mit Martha Keil (INJOEST) und Ausstellungskurator Michael John (rechts). (Bild: Imre Antal)
Christian Rapp, Leiter Haus der Geschichte mit Martha Keil (INJOEST) und Ausstellungskurator Michael John (rechts).

Wie etwa Familie Jindra aus Viehofen, die drei Jahre lang ihr Pflegekind Wera Heilpern (Tochter einer jüdischen Vertreterin) unter lebensgefährlichen Bedingungen auf dem Dachboden versteckt hielten. Als das Mädchen nach einem Aufenthalt im Waldviertel 1941 zur Zwangsarbeit verpflichtet wird, gelingt ihr bei ihrer Deportation in St. Pölten die Flucht aus dem Zug.

Selbst im Tode vereint
Sie schafft es bis zu ihren früheren Pflegeeltern Maria und Wenzel Jindra, die ihr Unterschlupf gewährten. „Sie haben es aus Liebe getan und wollten dafür keine Ehrung“, erklärt Martha Keil vom Institut für jüdische Geschichte (INJOEST) fest. Seit dem Tod Weras 1988 ruhen alle im gemeinsamen Familiengrab in St. Pölten, das demnächst aufgelassen werden soll. Keil hofft nun auf ein Ehrengrab für die selbstlosen Retter.

Massaker im Bezirk Melk
Oder Familie Forsthofer aus Hofamt Priel. Bei einem nächtlichen Massaker im Mai 1945 mit 228 toten Juden, gelingt es dem elfjährigen Tibor Schwarz, versteckt unter einem Strohsack zu überleben. Seine Mutter und Schwester sterben. Er flüchtet zum Bauernhof von Maria und Georg Forsthofer, wo er Zuflucht findet und überlebt.

„Hier wird der große Mut jener Menschen sichtbar, die unter Todesangst menschlich gehandelt haben“, erklärt Kurator Michael John fest. Mindestens 115 Österreicher zählen heute zu den Gerechten.

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