Die Bundesliga im Titelfieber! Der Sonntags-Schlager zwischen Sturm und Salzburg elektrisiert die Massen - Andreas Schicker und Christoph Freund plaudern im „Krone“-Interview über das Gipfeltreffen in Graz.
Ganz Österreich blickt am Sonntag (ab 17 Uhr) gespannt nach Graz, wenn Sturm im Bundesliga-Hit Meister Salzburg fordert und mit einem Sieg die Tabellenführung übernehmen kann. Die „Krone“ bat die beiden Sportbosse Andreas Schicker und Christoph Freund zum Interview.
„Krone“: Gab es für Sie einen Schlüsselmoment, in dem Sie erkannten, dass der Titelkampf besonders eng werden könnte?
Christoph Freund: Nein, den gab es nicht. Aber man konnte bereits vom Start der Saison weg erkennen, dass Sturm über eine starke Mannschaft verfügt und sehr gut funktioniert. Wir haben dort gleich in der zweiten Bundesliga-Runde verloren - bis jetzt unsere einzige Niederlage in der Meisterschaft.
Andreas Schicker: Das kann man nicht auf diese Saison runterbrechen. Im Sommer 2020 nach einer katastrophalen Meisterrunde haben wir einen brutalen Umbruch gestartet. Damals wurde ich Geschäftsführer und hab Christian Ilzer als Trainer geholt. Gemeinsam haben wir eine klare Spielidee nach Graz gebracht und gute Entscheidungen am Transfersektor getroffen. In kleinen Schritten haben wir uns in die richtige Richtung entwickelt, sodass wir jetzt in dieser Situation sind.
Was war Ihr größter Fehler in dieser Saison?
Schicker: Man macht immer Fehler. Das Ausscheiden in Midtjylland war kein Fehler, hat aber besonders wehgetan. Dazu die LASK-Partie, wo wir verloren haben. Da hast du gemerkt: Wenn du eine halbe Stunde nicht auf Topniveau bist, bedeutet das eine Niederlage.:
Freund: Ich denke nicht, dass wir große Fehler gemacht haben. Immerhin haben wir im Grunddurchgang unseren Punkterekord aus dem vergangenen Jahr eingestellt und spielen insgesamt eine gute Saison. Der große Unterschied ist, dass andere Teams wie Sturm deutlich stärker und konstanter sind als in den Jahren zuvor.
Prass, Affengruber, Gazibegovic und Co. – wildern Sie ganz bewusst in Salzburg, Herr Schicker?
Wir wollten sehr intensiven Fußball nach Graz bringen, einen vertikalen, einen aktiven gegen den Ball. Wir wussten, dass die Jungs eine überragende Ausbildung genossen hatten. In den ersten zwei Transferzeiten haben wir daher den Blick nach Liefering gerichtet. Wir haben die Spieler dann aber auch gut weiterentwickelt.
Würden Sie die Spieler im Rückspiegel noch einmal zu Sturm ziehen lassen, Herr Freund?
Mich freut es sehr für die Jungs, dass sie sich so gut entwickelt haben. Wir haben uns bei jedem Einzelnen die Entscheidung nicht leicht gemacht und waren damals auf deren Positionen richtig stark besetzt. Damit war für sie die Ausgangslage im Hinblick auf Einsatzzeiten bzw. weitere Entwicklung nicht sehr positiv. Am Ende des Tages sind auch wir stolz, wenn das gesamte Niveau der Liga durch von uns in der Akademie ausgebildete Spieler ansteigt.
Welchen Spieler des Gegners hätten Sie gerne in Ihren Reihen?
Schicker: Wenn ich mir den Kader von RB Salzburg anschaue, dann hat die einen Marktwert von 220 Millionen Euro und damit mehr als die ganze restliche Liga von Sturm bis Ried. Da gibt es viele spannende Spieler, die für uns aber nicht finanzierbar sind. Ich persönlich schaue als ehemaliger Verteidiger Solet und Pavlovic gerne zu.
Freund: Wir sind insgesamt sehr zufrieden mit den Spielern, die wir bei uns im Kader haben. Schön wäre es, wenn ein paar weniger von ihnen aktuell verletzt wären.
Wie würden Sie Ihr Verhältnis zueinander beschreiben?
Freund: Sehr gut und respektvoll. Andi macht einen richtig tollen Job und ich schätze ihn auch sonst sehr. Wir haben immer wieder Kontakt und tauschen uns aus.
Schicker: Ich würde auch sehr gut sagen! Christoph war immer extrem unterstützend mir gegenüber, auch schon, als ich noch in Wiener Neustadt war. Er ist ein überragender Typ, immer extrem freundlich, kommt locker rüber. Und er ist mit Abstand der erfolgreichste Sportdirektor, den wir je hatten. Trotzdem ist er immer noch der gleiche, weil er diese Bodenständigkeit hat.
Was bewundern Sie am Gegner?
Schicker: Ich bewundere, dass die Salzburger ihren Weg brutal konsequent gehen. Sie weichen keine Sekunde ab, auch wenn medial mal in Frage gestellt wird, ob der Weg richtig ist.
Freund: Ich schätze die Arbeit von Sturm Graz, die sie in den vergangenen Jahren geleistet haben. Das ist für den gesamten österreichischen Fußball ein wichtiger Impuls.
Ist Salzburg ob der vielen Titel in den vergangenen Jahren satt?
Freund: Keinesfalls! Aber es ist so, wie ich es schon so oft wiederholt habe: kein einziger unserer Titel war ein Selbstläufer, jeder einzelne ein Produkt harter Arbeit. Das ist auch heuer wieder der Fall, die Meisterschaft ist eng und eine große Herausforderung für uns.
Schicker: Für mich war es immer ein Geheimnis Salzburgs, dass nie eine Sättigung eingetreten ist. Dabei besteht immer die Gefahr, dass man zu gemütlich wird, wenn man Erfolg hat. Sie haben aber auch die Umbrüche immer gut geschafft.
Spielt Sturm derzeit den besseren Bullen-Fußball?
Freund: Sturm spielt aktuell einen sehr guten Fußball. Wir hingegen konzentrieren uns auf unsere Leistung und wollen unsere bestmögliche Performance auf den Platz bringen.A
Schicker: Ich denke auch, dass wir einen sehr guten Fußball spielen, sehr aktiv sind, in der Raute sehr viel Qualität haben. Ich würde aber nicht sagen, dass wir besser spielen. Salzburg hat Themen mit Verletzungen, agiert aber immer noch druckvoll. Eines muss ich auch sagen: Man darf nicht davon reden, dass Salzburg schwächelt. Sie haben einen Schnitt von 2,4 Punkten.
Warum wird Salzburg am Ende doch wieder Meister, Herr Freund?
Freund: Wir haben die Qualität, die Einstellung und den Hunger, das zu erreichen. Ob es so sein wird, werden wir spätestens am 3. Juni wissen.:
Schicker: Ich bitte um Verständnis, ich werde nicht konkret antworten. Für mich ist das Spiel keine Vorentscheidung. Wichtig ist, dass wir in den letzten acht Spielen inklusive Cup-Spiel an unser Limit kommen. Wenn das gelingt, ist sehr viel möglich. Es geht darum, in jedem Spiel abzuliefern.
Sollte Sturm Meister werden: Ist Chris Ilzer dann noch zu halten?
Schicker: Ich denke, dass er brutal gute Arbeit leistet. Es macht täglich Spaß, mit ihm zu arbeiten. Wenn es gelingen sollte, hätte er sich ein Denkmal verdient, dann steckt aber auch was ganz Großes dahinter mit einer Gruppenphase – womit die Chancen gut stehen, dass er bleibt. Aber klar: Wenn was Großes kommt, muss man Plan B in der Hinterhand haben.
Sollte Salzburg nicht Meister werden: Wäre Matthias Jaissle dann zu halten?
Freund: Mit „was wäre wenn-Szenarien“ haben wir uns nie beschäftigt und tun das auch jetzt nicht.
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