Mehr als die Hälfte der gegen Covid-19 geimpften Österreicher werden sich in Zukunft „wahrscheinlich“ oder „auf jeden Fall“ eine Auffrischung holen. Am höchsten ist die Zustimmung bei den bereits viermal Geimpften, wie eine Umfrage zeigt. Nur 17 Prozent der Befragten will demnach „auf keinen Fall“ eine Auffrischungsimpfung.
Neun Prozent der geimpften Österreicherinnen und Österreicher sind noch unentschlossen, ob sie sich noch einmal impfen lassen wollen. 21 Prozent wollen sich „wahrscheinlich nicht“ auffrischen lassen. Das zeigt eine Umfrage im Auftrag des Verbands der Impfstoffhersteller (ÖVIH). Dessen Präsidentin Renée Gallo-Daniel hält daher „eine breite Aufklärungskampagne“ vor dem Herbst für sinnvoll.
Je knapp ein Viertel derer, die geimpft sind, aber sicher oder eher keine Auffrischungsimpfung in Anspruch nehmen wollen, finden, dass es nicht mehr notwendig ist (Corona sei vorbei bzw. nicht mehr gefährlich) bzw. verweisen auf aus ihrer Sicht zu starken Nebenwirkungen und Impfreaktionen. „Es hat weltweit noch nie so eine große Impfanwendung gegeben wie bei den Covid-Impfstoffen“, diese sei zudem „sehr gut dokumentiert“, setzte Gallo-Daniel dem entgegen.
Zwei Prozent der vom Marktforschungsinstitut Integral befragten 1000 Personen im Alter von 16 bis 75 Jahren gaben an, einmal geimpft zu sein, zwölf Prozent zweimal, 41 Prozent dreimal und 29 Prozent viermal. Damit sind laut der Umfrage 84 Prozent in dieser Altersgruppe zumindest einmal geimpft.
68 Prozent aller im Jänner und Februar online Befragten stimmten der Aussage „sehr“ oder „eher“ zu, die Corona-Impfung schütze gegen schwere Krankheitsverläufe, was auch durch wissenschaftliche Studien belegt ist. 64 Prozent halten sie für „sehr“ oder „eher“ wichtig und 59 Prozent finden sie sicher.
„Positivere Einstellung als angenommen“
ÖVIH-Präsidentin Gallo-Daniel ortete eine positivere Einstellung zu Impfungen allgemein und auch zur Covid-Schutzimpfung „als wir angenommen haben“. Neben der Erhebung zu den Corona-Vakzinen wurde nämlich auch die generelle Einschätzung zu Impfungen abgefragt. Hier gab es höhere Werte: Acht von zehn halten Impfungen für „wichtig“ und „wirksam“ sowie sieben von zehn für „sicher“, nur fünf Prozent für überhaupt „nicht wichtig“.
„Das ist wirklich aus unserer Sicht ein gutes Ergebnis“, sagte Gallo-Daniel im Gespräch mit der APA anlässlich der Europäischen Impfwoche (23. bis 29. April 2023). Aber: „Das heißt ja noch lange nicht, dass sie (zur Impfung, Anm.) gehen“, betonte die Branchenvertreterin. Insgesamt 38 Prozent wollen sich demnach „auf keinen Fall“ oder „wahrscheinlich nicht“ gegen Covid-19 auffrischen lassen.
ÖVIH-Chefin: „Wird im Herbst wieder Thema“
„Ich glaube, dass das zum Herbst hin wieder mehr Thema werden wird“, sagte Gallo-Daniel. „Daher ist es wichtig, dass wir für den Herbst vorbereitet sind. Dazu braucht es eine konkrete Impfempfehlung, niederschwelligen Zugang zu Impfung und Aufklärung.“ Auch die Gesundheitsbehörde ECDC hatte den EU-Ländern jüngst zu Covid-Impfkampagnen für den kommenden Herbst geraten, besonders für ältere Menschen und weitere Risikogruppen.
Bisher ist vom Nationalen Impfgremium (NIG) nach der dreiteiligen Grundimmunisierung nur die erste Auffrischung („vierter Stich“) ab dem Alter von zwölf Jahren allgemein empfohlen, vorzugsweise mit den speziell dafür zugelassenen Vakzinen, die auf die Omikron-Varianten von SARS-CoV-2 abzielen.
Nach der erwarteten Adaptierung durch das NIG vor dem Herbst brauche es eine Aufklärungskampagne, wer sich wann genau wieder auffrischen lassen soll und wo die Impfung durchgeführt wird, erläuterte Gallo-Daniel. Auch Ärztinnen und Ärzte würden auf die offizielle NIG-Empfehlung warten.
Bei der Integral-Erhebung waren neben der Stichprobe der Gesamtbevölkerung auch 102 Allgemeinmedizinerinnen und -mediziner generell zu Impfungen sowie zu den Covid-Vakzinen befragt worden. Hier fiel die Zustimmung erwartungsgemäß höher aus. 98 Prozent der Ärzte halten Impfungen allgemein für wirksam, 94 Prozent für wichtig und 89 Prozent für sicher (stimme „voll und ganz“ und „eher“ zu).
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