Tödliche Verwechslung

Mafia-Bosse ließen falschen Mann in Säure auflösen

Ausland
23.04.2023 13:23

Zwei Bosse des neapolitanischen Polverino-Clans wurden nach mehr als 22 Jahren des Mordes an Bauarbeiter Giulio Giaccio überführt. Sie gaben den Auftrag, den 26-Jährigen zu töten und in Säure aufzulösen. Besonders tragisch: Das Opfer unterlag einer tödlichen Verwechslung!

In der Nacht des 30. Juli 2000 verschwand Giulio Giaccio spurlos. Wie ein Aussteiger rund 22 Jahre später verriet, sei der junge Bauarbeiter damals Opfer eines Mordauftrages von Salvatore Cammarota (55) und Carlo Nappi (64), zwei Bossen des neapolitanischen Polverino-Clans, geworden. „Sie waren hinter einem Mann her, der beschuldigt wurde, eine Affäre mit Cammarotas Nichte zu haben“, schilderte der Aussteiger jetzt. Dabei sei man auf Giaccio gestoßen.

Opfer unterlag Verwechslung
Doch man habe den Bauarbeiter mit einem Mann namens Salvatore verwechselt, dem die beiden Camorristi zudem unterstellten, einem verfeindeten Clan anzugehören. Zwar habe der 26-Jährige beteuert, nicht der Gesuchte zu sein, doch Cammarota und Nappi hätten ihm nicht geglaubt. Bevor er per Kopfschuss hingerichtet wurde, habe Giaccio noch gesagt: „Sie haben einen Fehler gemacht. Ich komme aus einer guten Familie.“

Die Leiche des jungen Mannes sei Camorra-Chef Cammarota übergeben worden, der ihm die Zähne ausgeschlagen habe, „falls die Säure, in der sie seinen Körper auflösten, seine Zähne nicht zersetzen würde“, so der Informant.

Das Tragische an diesem Mord: Erst viel später sei den beiden Clan-Bossen aufgefallen, dass es sich um eine Verwechslung gehandelt habe.

Camorristi boten Familie Entschädigung an
Aufgeklärt wurde der mehr als 20 Jahre zurückliegende Fall bereits im Dezember 2022. Am Montag startet in Neapel der Prozess gegen Cammarota und Nappi. Vor Beginn der Verhandlung versuchten die beiden noch, mit einem bizarren Vorschlag einer lebenslangen Haftstrafe zu entgehen: Die Anwälte der Mafia-Bosse boten Giaccios Familie mehrere Immobilien im Wert von 120.000 Euro sowie drei Schecks über insgesamt 30.000 Euro „als vollständige Entschädigung für den erlittenen materiellen und moralischen Schaden“ an.

Doch Giaccios Familie lehnte ab. „Wir fordern Gerechtigkeit für diejenigen, die Giulios Lächeln ausgelöscht haben“, zitierte die italienische Zeitung „Il Gazzettino“ den Anwalt der Familie.

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