Das Haus am Gürtel feiert seinen 125. Geburtstag - Direktorin Lotte de Beer im Interview über das Jubiläumsprogramm
Franz-Joseph war nur einmal zu Gast, auch wenn das „Kaiserjubiläum-Stadttheater“ am Gürtel 1898 ihm zu Ehren eröffnet wurde. Das Volk jedoch kam umso öfter. Und so avancierte das Haus zur viel geliebten Volksoper.
125 Jahre - ein guter Grund, „einen Blick zurück und nach vorne“ zu werfen. „Auf der Bühne zeigen wir oft Werke aus der Vergangenheit, und dennoch ist Theater immer im Hier und Jetzt, für ein Publikum von heute“, erklärt Volksopern-Direktorin Lotte de Beer. „So kann man eine Verbindung zwischen den Zeiten herstellen. Was waren wir einst, wer sind wir jetzt und wie sind wir dazu geworden. Und natürlich: Wohin gehen wir? Zu dieser Rück- und Vorschau wollen wir in der Jubiläumssaison einladen.“
Den Start macht „Salome“ - die Oper von Richard Strauss feierte einst an der Volksoper ihre Erstaufführung, weil sie der Hofoper nicht „sittlich“ genug war. Nun kehrt sie zurück in der legendären Inszenierung von Luc Bondy, die im Repertoire der Volksoper „für die Zukunft bewahrt werden kann“, so de Beer.
Ein wichtiger Fokus wird wieder auf Familien und junge Besucher gelegt - immerhin sind 22 Prozent der Zuschauer unter 30. In der „Zauberoper“ „Die Reise zum Mond“ von Jacques Offenbach steht die „Zukunft der Volksoper“ mit dem Jugendchor und den Darstellern des hauseigenen Opern-Studios auf der Bühne.
Auch ein dunkles Kapitel der Vergangenheit spart man nicht aus: Die Uraufführung von „Lass uns die Welt vergessen“ führt zurück ins Jahr 1938, als der Horror der Nazis immer tiefer in die Proben zu „Gruß und Kuss aus der Wachau“ eindrang. Hausdirigentin Keren Kagarlitsky rekonstruierte die Partitur der Operette und ergänzte sie mit „entarteter“ Musik und eigenen Kompositionen. „Ein Leuchtturmprojekt für uns. Damit gedenken wir den Mitarbeitern, die von den Nazis verjagt, verfolgt und ermordet wurden.“
Einen besonderen Traum erfüllt sich de Beer mit dem Musical „West Side Story“, bei dem sie selbst die Inszenierung übernimmt. Noch ein Highlight ist die österreichische Erstaufführung von Peter Sellars Oratorium „The Gospel According to Mary“ im Rahmen der Festwochen 2024, das u. a. mit Obdachlosenprojekten über die Grenzen der Volksoper getragen wird.
Das Haus selbst hat sich für sein Jubiläum übrigens in eine ganz besondere Schale geworfen: Mit einer brandneuen Photovoltaik-Anlage auf dem Dach geht es in eine neue nachhaltige Zeit.
www.volksoper.at
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