Nestroy-Preisträger

Schauspieler Otto Tausig mit 89 Jahren gestorben

Österreich
10.10.2011 19:50
Der österreichische Schauspieler Otto Tausig ist am Montag im Alter von 89 Jahren nach langer, schwerer Krankheit im Kreis seiner Familie gestorben. 2009 erhielt Tausig den Nestroy-Preis für sein Lebenswerk, das nicht nur einige wichtige Kapitel österreichischer Theatergeschichte umfasst, sondern auch ein leidenschaftliches Engagement für Entwicklungshilfe.

Geboren wurde Otto Tausig am 13. Februar 1922 in Wien. 1939 emigrierte er als 16-Jähriger nach England, wo er sich als Land- und Fabrikarbeiter durchschlug und wo aus dem wohlbehüteten Bürgerkind nach 20 Monaten Internierungslager ein Marxist wurde. Nach dem Krieg studierte Tausig am Max-Reinhardt-Seminar in Wien. Sein Debüt gab er am Neuen Theater in der Scala in Wien, wo er auch als Regisseur und Chefdramaturg bis 1956 tätig war.

Nach der Scala-Schließung 1956 ging er mit vielen Kollegen ans Deutsche Theater in Ost-Berlin. Es folgten Engagements in Zürich, Wien, Berlin, Köln, Hamburg, Frankfurt und München. Von 1970 bis 1983 war er als Schauspieler und Regisseur Ensemblemitglied des Burgtheaters, seit 1983 war er freiberuflich tätig. Seinen offiziellen Bühnenabschied gab Tausig 1999 im Volkstheater als Schnoferl in Nestroys "Das Mädl aus der Vorstadt".

Tausig eroberte auch Film und Fernsehen
Seit den 60er Jahren war Tausig allerdings nicht nur am Theater, sondern auch wesentlich in Film und Fernsehen tätig. So spielte er unter anderem in der "Alpensaga" (1977), in Jan Schüttes "Auf Wiedersehen, Amerika" (1994) und in Peter Wecks Neuverfilmung des Hofrat Geiger (1996). 2001 stand er für "Epsteins Nacht" mit Mario Adorf und Bruno Ganz vor der Kamera sowie für die Verfilmung von Robert Schindels Roman "Gebürtig". Auch in "Jedermanns Fest" von Fritz Lehner war er im Kino zu sehen.

Gagen an Entwicklungshilfe-Klub gespendet
Zeit seines Lebens politisch engagiert, spendete Tausig seit vielen Jahren sämtliche Gagen dem Entwicklungshilfe-Klub. "Ich kann diesen Beruf in meinem Alter nicht mehr so ganz ernst nehmen - ich würde es wertvoller finden, mich mit wissenschaftlichen Büchern zu beschäftigen", meinte Tausig dazu einmal in einem Interview. "Aber mit diesem Ziel vor Augen gibt mir das so viel Sinn." Auch bei seiner Nestroy-Ehrung 2009 ließ er einen Spenden-Korb kreisen. Für sein Engagement wurde Tausig 1998 mit dem Bruno-Kreisky-Preis für Menschenrechte ausgezeichnet.

"Ständiger Mahner für Mitmenschlichkeit"
Kulturministerin Claudia Schmied zeigte sich in einer ersten Reaktion tief betroffen vom Ableben des Schauspielers: "Otto Tausig gehörte zu den herausragendsten Schauspielern Österreichs. Er verstand es, durch seine Sprachmächtigkeit das Publikum zu fesseln. Tausig war aber mehr als nur ein begnadeter Künstler. Er verstand seine eigene Biografie als Auftrag, Menschen zu helfen."

Auch der Entwicklungshilfeklub trauert um seinen "lieben Weggefährten": "Jahrzehntelang hat er sich unermüdlich für Menschen eingesetzt, die keine Chance hatten, ihre Lebensbedingungen zu verbessern. Sein großes Herz, sein tiefes Mitgefühl und sein wunderbarer Humor haben ihm dabei geholfen", heißt es von Geschäftsführerin Gabriele Tabatabai.

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