Tena Štivičić’ kroatisches Generationendrama „Drei Winter“ überzeugt an der Burg trotz starker Besetzung nur bedingt.
Drei Winter sind dem inszenierenden Burgtheaterdirektor im Amt ja nicht mehr vergönnt (es bleibt bei einem). Und auch anderweitig stimmt die gleichnamige Produktion nicht ganz. Ein seltsames Stück hat die in Schottland lebende Kroatin Tena Štivičić da geschrieben. Ein Haus, eine Familie im Strom der Geschichte: 1945, als Titos Partisanen Zagreb (aber nicht die Köpfe der Bewohner) von den Faschisten befreit haben; 1990, als Jugoslawien zerbricht; und 2011, zu Beginn der EU-Beitrittsverhandlungen.
Zwischen diesen drei Wegmarken springt das Stück ständig hin und her: keineswegs ohne Eigenart, nur weiß es nicht, was es eigentlich ist. Eine Trümmertragödie? Ein Geschichtskurs? Beides hat Peter Handke überzeugender vorgelegt, im Zorn wie in der Sanftmut. Nach der Pause beruft es sich plötzlich auf Strindberg - die Regie entwirft ein Ehezerwürfnis in Feinripp und Combinege -, erreicht aber kaum die Höhe eines Strindhügels. Sicher ist: So verkündigungsschwer, in solch verbitterter Betroffenheitszeitlupe, wie Martin Kušej sie dreieinviertel Stunden lang anwirft, ist das Stück nicht gedacht. Auf beinahe leerer Bühne (Annette Murschetz), geflutet durch Scherben und Putin-Videos, kommt ihm viel Sarkasmus abhanden.
Ein starkes Ensemble verhindert Langeweile. Branko Samarovski und Barbara Petritsch haben magische Momente, Zeynep Buyraç, Andrea Wenzl, Regina Fritsch, Norman Hacker, Sylvie Rohrer und Daniel Jesch wissen, was sie tun. Schwerer haben es die Jungen: Hier wird deklamiert, als sollte eine „Ahnfrau“-Inszenierung aus den Fünfzigern rekonstruiert werden.
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