Nach tödlichem Angriff

Italien will Bären umsiedeln, aber keiner will sie

Ausland
24.04.2023 13:28

Nach dem tödlichen Bärenangriff in Norditalien will das italienische Umweltministerium einige Raubtiere umsiedeln und so die Population im Trentino reduzieren. Die Pläne stoßen aber auf Schwierigkeiten - keiner der Nachbarregionen will die Bären aufnehmen.

Die Regionen Südtirol, Venetien und die Lombardei haben bereits abgewunken. Das Umweltministerium sucht nun auch im Ausland nach Möglichkeiten, die Bären, die sich im Rahmen des von der EU finanzierten Wiederansiedlungsprojekt „Life Ursus“ vermehrt haben, unterzubringen.

Aber auch Italiens Nachbarland Slowenien, aus dem die Eltern der Problembärin JJ4 stammen, will nichts von den Trentiner Raubtieren wissen. Die slowenischen Behörden sind selbst mit einer Überzahl lokaler Bären konfrontiert. Mindestens 200 Bären zu viel zählt Slowenien, berichteten italienische Medien. „Jeder will die Bären retten, doch niemand will sie aufnehmen“, kommentierte die italienische Tageszeitung „La Stampa“.

War das europäische Projekt zur Wiederansiedlung der Bären zu erfolgreich? (Bild: H. Heimpl/ 4nature)
War das europäische Projekt zur Wiederansiedlung der Bären zu erfolgreich?

Ansiedlungsprojekt „droht zu scheitern“
„Jetzt muss die italienische Regierung Lösungen finden. Ansonsten droht das Projekt ‘Life Ursus‘ zu scheitern“, kommentierte der Trentiner Landeshauptmann Maurizio Fugatti. Die Gefahr weiterer tödlicher Bärenattacken auf Menschen sei konkret.

Der italienische Umweltminister Gilberto Pichetto Fratin will die „notwendigen Gespräche auf diplomatischer Ebene einleiten, um eine Umsiedlung der Bären zu ermöglichen“. Ein runder Tisch wurde eingesetzt, um die Bärenpopulation in der Gegend zu reduzieren. So soll etwa eine Höchstzahl an Tieren bestimmt werden. Das Ministerium sprach von der notwendigen „Bewältigung einer Notlage“. Der Minister hatte sich allerdings gegen die Tötung von „JJ4“ ausgesprochen.

Bärin schon vor Angriff auf Jogger auffällig
Vor zwei Wochen war ein 26-jähriger Jogger tot an einem Forstweg in der Trentiner Gemeinde Caldes im bei Wanderern und Touristen beliebten Val di Sole gefunden worden. Eine bereits mehrfach auffällig gewordene Bärin hatte den Mann getötet. Es handelt sich um die Schwester des 2006 in Bayern erschossenen „Problembären“ Bruno.

Das Schicksal des Raubtiers mit dem Code „JJ4“ ist weiter ungewiss. Nach einer Attacke im Jahr 2020 sollte die Bärin bereits erlegt werden, ein Gericht entschied gegen die Tötung. Am vergangenen Dienstag wurde die Bärin eingefangen, sie befindet sich in einem Tierschutzzentrum in Casteller bei Trient. Vor dem Zentrum hatten am Sonntag rund 300 Tierschützer gegen die Tötung der Bärin demonstriert.

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