„Durchaus möglich“

Ukraine will 2023 alle Gebiete zurückerobern

Ausland
24.04.2023 14:37

Ist die Rückeroberung der gesamten Ukraine in diesem Jahr realistisch? „Durchaus“, findet der ukrainische Geheimdienst. Das Vorhaben hängt aber auch von EU-Streitereien zu Munitionslieferungen ab - die in der Ukraine zunehmend als „frustrierend“ wahrgenommen werden.

Der Chef des ukrainischen Militärgeheimdienstes, Kyrylo Budanow, hält eine Rückeroberung des gesamten von Russland besetzten Staatsgebiets in diesem Jahr „durchaus“ für möglich. Man könne „diesen Krieg nur auf einem Weg beenden, durch die Wiederherstellung der Grenzen“ von 1991, sagte der 37-Jährige in einem Interview mit der Nachrichtenagentur RBK-Ukrajina vom Montag.

Ukraine schließt russischen Atomschlag aus
Aktuell würde sich Russlands Angriffskrieg in Fußballsprache ausgedrückt „zwischen Minute 72 und 75 befinden“. Ob es zu einer Nachspielzeit und einem Elfmeterschießen kommen werde, wagte Budanow nicht zu prognostizieren. „Das kann nur Gott allein wissen.“ Zugleich schloss der Geheimdienstchef einen russischen Atomschlag im Fall einer Rückeroberung der Schwarzmeer-Halbinsel Krim aus.

„Die Ukraine wird niemals darauf eingehen, irgendeinen Teil des Staatsgebiets abzugeben“, erklärte Budanow. Die seit längerem erwartete ukrainische Frühjahrsoffensive befinde sich weiter in der Vorbereitung. „Ich denke, dass bei dieser Operation ein ausreichendes Gebiet zurückerobert werden wird“, sagte der Geheimdienstler. Zu den Stoßrichtungen machte er keine Angaben.

Rolle der EU-Streithähne
Für die Rückeroberung soll die Ukraine dann auch auf weiteres Gerät aus der EU zurückgreifen können. Der innereuropäische Streit über die gemeinsame Munitionsbeschaffung wird nach Einschätzung von EU-Chefdiplomat Josep Borrell in Kürze gelöst sein.

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Die Zeit für weiße Diplomatenhandschuhe wird kommen. Aber zuerst müssen wir genügend Granaten für die müden und öligen Hände unserer Artilleristen liefern.

Dmytro Kuleba

In dem Streit geht es vor allem darum, dass Frankreich bisher darauf besteht, dass im Zuge einer Vereinbarung aus dem vergangenen Monat nur dann gemeinsam Munition mit EU-Geld beschafft werden sollte, wenn diese komplett aus europäischer Produktion stammt. Zahlreiche andere Länder lehnen dies aus Zeitgründen ab.

Der ukrainische Außenminister Dmytro Kuleba hatte den Streit in der vergangenen Woche scharf kritisiert. Er schrieb auf Twitter: „Die Unfähigkeit der EU, ihren eigenen Beschluss über die gemeinsame Beschaffung von Munition für die Ukraine umzusetzen, ist frustrierend.“ Für die Ukraine würden „die Kosten der Untätigkeit in Menschenleben gemessen“. Auf der Plattform teilte Kuleba außerdem mit: „Die Zeit für weiße Diplomatenhandschuhe wird kommen. Aber zuerst müssen wir genügend Granaten für die müden und öligen Hände unserer Artilleristen liefern.“

Wagner-Chef will Gefangene „gleich alle töten“
Der Chef der russischen Wagner-Söldner Jewgeni Prigoschin drohte derweil damit, künftig keine Gefangenen mehr zu machen und alle ukrainischen Soldaten zu töten. „Wir werden einfach alle auf dem Schlachtfeld vernichten“, sagte Prigoschin. Er begründete dies mit einem angeblich abgefangenen Funkspruch der Ukrainer, in dem diese die Erschießung verletzter Wagner-Söldner besprechen. Prigoschin warf Kiew die Verletzung des Völkerrechts vor.

Russland treibt nach britischer Einschätzung die „Russifizierung“ der besetzten Gebiete in der Ukraine voran. So werde die Bevölkerung gezwungen, russische Pässe zu akzeptieren, teilte das Verteidigungsministerium in London am Montag unter Berufung auf Geheimdienstinformationen mit. „Bewohner im Gebiet Cherson wurden gewarnt, dass diejenigen, die bis zum 1. Juni 2023 keinen russischen Pass angenommen haben, deportiert würden und ihr Besitz beschlagnahmt“, hieß es.

Ein Mann stellt in der Region Saporischschja einen Antrag für einen neuen russischen Reisepass. (Bild: AFP)
Ein Mann stellt in der Region Saporischschja einen Antrag für einen neuen russischen Reisepass.

Die bürokratische Integration solle vor allem im Hinblick auf die russische Präsidentschaftswahl 2024 helfen, die Invasion als Erfolg darzustellen. Russland hatte die teilweise besetzten ukrainischen Gebiete Saporischschja, Cherson, Donezk und Luhansk nach Scheinreferenden für annektiert erklärt.

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