Die hohen Preissteigerungen bei Lebesmitteln beschäft die Österreicher seit Monaten. Doch wer trägt die Hauptschuld daran? Und wie kann man die ständigen Erhöhungen stoppen? Die politischen Parteien haben unterschiedliche Lösungsansätze. Sozialminister Johannes Rauch (Grüne) will Lebensmittelhändler in den nächsten Tagen zum Gespräch einladen.
Der Termin und der genaue Teilnehmerkreis für das Treffen, das Rauch und Vizekanzler Werner Kogler (Grüne) einberufen wollen, soll in den kommenden Tagen feststehen. Das Gespräch solle die Frage klären, ob die Preissteigerungen wirklich gerechtfertigt sind oder ob die Notwendigkeit besteht einzugreifen, teilte das Sozialministerium am Montag mit.
Unterschiedliche Maßnahmen in Europa
Im Sozialministerium wundert man sich, warum die Preissteigerungen bei Lebensmitteln deutlich über der ohnehin hohen Inflationsrate liegen. Die Bundeswettbewerbsbehörde (BWB) habe bereits eine Untersuchung gestartet und zuletzt 1500 Lieferanten des Lebensmittelhandels dazu befragt, heißt es aus dem Ministerium. Viele europäische Länder hätten unterschiedliche Maßnahmen ergriffen. In Österreich wird etwas mehr als ein Zehntel der Haushaltsausgaben für Lebensmittel verwendet.
SPÖ zeigt auf Unternehmen, FPÖ fordert Mehrwertsteuer-Senkung
Für SPÖ und ÖGB steht fest, dass „Preistreiberei“ der Unternehmen schuld ist an der Teuerung. FPÖ-Sozialsprecherin Dagmar Belakowitsch forderte eine „schnelle und spürbare Entlastung“ für die Bürger. „Bereits mehrmals haben wir eine Senkung der Mehrwertsteuer auf Grundnahrungsmittel gefordert, jedoch ohne bei ÖVP und Grünen Gehör zu finden“, sagte Belakowitsch.
Kocher: Einflussmöglichkeiten kurzfristig gering
Aus Sicht von Wirtschaftsminister Martin Kocher (ÖVP) sind die Möglichkeiten auf die Preise einzuwirken kurzfristig gering. Er betonte die Wichtigkeit eines funktionierenden Wettbewerbs. Dieser wirke langfristig dämpfend und „führt am besten zu Preisen, die im Interesse der Konsumentinnen und Konsumenten sind“, sagte der Minister.
Natürlich ist es in einer Phase, wo massive Kostensteigerungen da sind, wichtig auf die Preisentwicklung zu achten und im Gespräch zu sein mit den unterschiedlichen Branchen, aber kurzfristig sind, glaube ich, die Einflussmöglichkeiten gering.
Wirtschaftsminister Martin Kocher (ÖVP)
„Hausgemachte“ Inflation
Laut Momentum Institut treiben die Profite der heimischen Unternehmen die Inflation in Österreich stärker als in fast allen anderen Ländern der Eurozone.
Die „hausgemachte“ Inflation, also jener Teil der Preiserhöhungen, der nicht auf die importierte Teuerung zurückgeht, lag demnach im Euroraum bei 5,8 Prozent. Mit knapp 60 Prozent wurde mehr als die Hälfte der „hausgemachten“ Inflation durch gestiegene Profite der Unternehmen verursacht.
Drei Viertel der ,hausgemachten‘ Inflation wurden durch Unternehmensprofite verursacht und nur ein Viertel geht auf die Löhne zurück. Österreich liegt damit in der Eurozone am unrühmlichen 4. Platz.
Mattias Muckenhuber von Momentum
Österreich: Inflation im März betrug 9,2 Prozent
In Österreich betrug die Inflation im März 9,2 Prozent, der Wert der „hausgemachten“ Inflation sei zuletzt bei 6,5 Prozent gelegen, schreibt Momentum. Der Beitrag der Unternehmensgewinne zur Teuerung sei mit 75 Prozent deutlich höher als im europaweiten Vergleich.
EU: Lebensmittelpreise in Österreich weniger stark gestiegen
Ein Ranking, in dem Österreich aber viel besser dasteht, hat auch die industrienahe Agenda Austria erstellt: Demnach sind die Lebensmittelpreise in Österreich im Jahresabstand weniger stark gestiegen als in den meisten anderen EU-Ländern - der Preisanstieg um 14,6 Prozent bei Lebensmitteln war demnach deutlich geringer als etwa in Deutschland, aber auch weniger als in den Nachbarländern Ungarn, Slowakei, Tschechien oder Slowenien.
Derzeit scheint der Handel vor allem gestiegene Weltmarktpreise weiterzugeben. Sollte dabei gelegentlich ein Körberlgeld drin sein, hilft nur eins: Mehr Wettbewerb.
Jan Kluge von der Agenda Austria
„Dann hilft nur eins: Mehr Wettbewerb“
„Wenn die Lebensmittelpreise in Österreich viel stärker steigen würden als in vergleichbaren Ländern, dann müsste man sich schon fragen, ob da etwas nicht stimmt“, meint Jan Kluge von der Agenda Austria. Doch derzeit scheine der Handel vor allem gestiegene Weltmarktpreise weiterzugeben. „Sollte dabei gelegentlich ein Körberlgeld drin sein, hilft nur eins: Mehr Wettbewerb“, lautet das bereits bekannte Patentrezept der Agenda Austria.
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.