Mich interessiert Politik überhaupt nicht. Ich weiß nicht mal, wie es ausgegangen ist.“ Ein Mann winkt – angesprochen auf das Ergebnis der Landtagswahl – beim „Krone“-Lokalaugenschein in der Halleiner Innenstadt sofort ab. Er bildet die große Ausnahme, die meisten Bewohner von Salzburgs zweitgrößter Stadt geben sich weitaus gesprächiger.
„Außer dem starken Abschneiden der KPÖ hat mich der Wahlausgang nicht überrascht“, meint etwa Harald Wernegger. „Da waren wohl sehr viele Proteststimmen dabei, ebenso bei der FPÖ“, wagt er eine erste Blitz-Analyse. Ein weiterer Stadtbewohner wirft ein: „Die ÖVP hätte eine noch deftigere Niederlage verdient. Was die Landesregierung in den vergangenen Jahren aufgeführt hat, war nicht in Ordnung.“ Was er damit meint? „Corona.“
Niedrige Impfquote, hohe Verluste für die ÖVP
Die Pandemie samt Maßnahmen dürfte viele Salzburger in ihrer Entscheidung am Wahlsonntag durchaus beeinflusst haben. Auffallend: In Gemeinden mit niedriger Impfquote konnte die FPÖ überdurchschnittliche Gewinne einfahren. Die Volkspartei liefen im Gegenzug viele Wähler davon. In St. Koloman etwa legten die Freiheitlichen um 21,2 Prozentpunkte zu. Die ÖVP verlor 22,2 Prozent. Mit Stand November 2021 hatte nur jeder zweite Einwohner der Tennengauer Gemeinde eine Corona-Schutzimpfung. Das war der landesweit geringste Wert. Die Formel „niedrige Impfquote, hohe Gewinne für die FPÖ“ traf bei den Wahlen etwa auch auf Krispl, Scheffau, Bad Vigaun, Muhr und Kuchl zu.
Apropos Kuchl: Dort sperrte man auf Geheiß der Landesregierung bekanntlich im Oktober 2020 sämtliche Ortseinfahrten. Die Gemeinde war für knapp zwei Wochen von der Außenwelt abgeschnitten. „Sie haben uns weggesperrt. Das haben die Wähler nicht verdrängt“, gibt etwa Bewohnerin Felicitas Ziller bei einer „Krone“-Wahlumfrage zu Protokoll. Die Freiheitlichen konnten im Tennengauer Ort besonders viele Stimmen dazu gewinnen, sind jetzt stärkste Kraft.
„Krone“-Umfrage: Es war eine Denkzettel-Wahl
Die Landtagswahl als Denkzettel-Wahl? Diese These bestätigen viele Salzburger gegenüber der „Krone“. Davon profitierten neben der FPÖ vor allem die KPÖ rund um Kay-Michael Dankl.
Claudia Marschall aus Eugendorf wird besonders deutlich: „Die Politiker der etablierten Parteien wurden für ihre Fehler richtig abgewatscht.“
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