Blutige Gefechte
Kampf um jedes Haus: Video zeigt Lage in Bachmut
In der ukrainischen Kleinstadt Bachmut, wo die schwersten und blutigsten Gefechte im Zuge des russischen Angriffskrieges toben, kämpfen derzeit ukrainischen Soldaten um jedes einzelne Haus. Auf beiden Seiten gibt es hohe Verluste. Ein Reporter der Nachrichtenagentur AFP hat sich mit den ukrainischen Streitkräften an die Front begeben.
Einige Aufnahmen (siehe Video oben) zeigen Häuserkämpfe in einem Viertel von Bachmut. Ukrainische Soldaten bewegen sich mit großer Vorsicht zwischen den größtenteils leerstehenden Gebäuden. Die Bilder veranschaulichen auch das Ausmaß der Zerstörung der Stadt in der Oblast (Verwaltungsbezirk, Anm.) Donezk im Osten der Ukraine. Vor dem Krieg zählte die inzwischen weitestgehend zerstörte Stadt rund 70.000 Einwohner. Jetzt ist sie praktisch menschenleer - nur die Soldaten riskieren hier Tag für Tag ihr Leben.
Kiew will Bachmut nicht aufgeben
Zu Wochenbeginn vermeldet das russische Verteidigungsministerium, Bachmut sei vollständig eingekesselt, doch Kiew widerspricht dieser Darstellung vehement. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat versprochen, die umkämpfte Stadt Bachmut weiter zu verteidigen. „Es ist unmöglich für uns, Bachmut aufzugeben“, sagte er dem Nachrichtensender Al-Arabiya. Ein Rückzug „würde die Kampffront erweitern und den russischen Streitkräften und Wagner die Möglichkeit geben, mehr von unserem Land einzunehmen“, erläuterte Selenskyj.
„Die Lage ist jetzt angespannt. Der Feind führt auf der gesamten Frontlinie offensive Operationen durch, vor allem in der Stadt“, sagt der Leiter der Notfall-Evakuierungseinheiten, Vize-Brigadekommandeur „Mosenzew“. Den Russen sei es nicht gelungen, die Stadt in den Außenbezirken einzukesseln. Der Feind habe nun alle seine Bemühungen auf die Stadt verlagert. „Offensivoperationen gibt es nachts und tagsüber im zentralen Teil, im südlichen Teil und im nördlichen Teil.“
Massive Verluste auf beiden Seiten
Sowohl Russland als auch die Ukraine erleiden in Bachmut massive Verluste. Diese könnten weiter zunehmen, hat die russische Söldnertruppe Gruppe Wagner doch jüngst verkündet, bei den Kämpfen um Bachmut keine Kriegsgefangenen mehr zu nehmen, sondern gegnerische Soldaten sofort zu töten.
Die meisten Einwohner der Stadt sind längst geflohen. „Die meisten sind weggezogen. Im Februar war hier noch Leben, es gab einen Markt und so weiter. Nur die, die nirgendwo anders hinkönnen, sind hiergeblieben“, sagt der Leiter der Notfall-Evakuierungseinheiten den AFP-Reportern.
Stadt hat hohe symbolische Bedeutung
Die Schlacht um Bachmut ist die am längsten andauernde der einjährigen russischen Offensive in der Ukraine. Die Kleinstadt ist nach monatelangen Kämpfen weitgehend zerstört und verlassen. Angesichts der seit Monaten andauernden Gefechte mit großen Verlusten auf beiden Seiten hat die Stadt in der eine hohe symbolische Bedeutung erlangt.
Dabei ist Bachmut nur von beschränkter militärischer Bedeutung. „Ein Vorstoß auf die Verteidigungslinie Kramatork-Slowjansk ist für die russische Armee auch nach der Eroberung von Bachmut nicht möglich. Die ukrainischen Truppen könnten sich auf nordwestliche Verteidigungslinien zurückziehen“, erläutert Russland-Experte Gerhard Mangott im Gespräch mit krone.at.
Eroberung wäre russischer Prestigeerfolg
Die Einnahme von Bachmut wäre die erste Eroberung einer ukrainischen Stadt durch Russland seit vielen Monaten. Genau diesen Erfolg will die Führung in Kiew Moskau aber nicht überlassen. So hat das Halten dieser Stadt auch für die ukrainische Seite eine symbolische und ideologische Bedeutung. Es deutet aber vieles darauf hin, dass sich die ukrainischen Verteidiger in Bachmut nicht mehr lange halten werden können, so Mangott.
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