Dunkelziffer höher

54 Verdachtsfälle von Zwangsehen in Österreich

Österreich
25.04.2023 11:02

54 Verdachtsfälle von Zwangsheirat sind laut Kinder- und Jugendhilfe 2021 offiziell gemeldet worden. Das geht aus einem am Dienstag veröffentlichten Forschungsbericht des Österreichischen Integrationsfonds (ÖIF) hervor.

„Die Kinder- und Jugendhilfe unterstützt grundsätzlich Personen bis zum Alter von 18 Jahren. Viele Opfer von Zwangsheirat sind jedoch älter und werden in diesem Zusammenhang nicht erfasst. Als Ergebnis der Befragung kann von einer Größenordnung von insgesamt rund 200 Fällen von Zwangsheirat in Österreich pro Jahr ausgegangen werden, diese diesbezüglichen Schätzungen wurden somit validiert“, sagte Studienautorin Birgitt Haller, wissenschaftliche Leiterin des Instituts für Konfliktforschung.

Zwangsehen meistens wegen althergebrachter Geschlechterrollen
Zwangsehen sind demnach meist in Traditionen oder kulturell begründet. „Häufig werden Zwangsehen aufgrund von althergebrachten Geschlechtervorstellungen oder dem Ehrkonzept vollzogen, um beispielsweise die Sexualität von Mädchen zu kontrollieren, oder die ,Ehre‘ etwa nach einer Vergewaltigung wiederherzustellen. Die finanzielle Absicherung der Eltern oder der Betroffenen selbst, etwa wenn es sich um Mädchen mit Lernschwierigkeiten oder einer körperlichen Behinderung handelt, spielt auch häufig eine Rolle“, sagte Haller.

Birgitt Haller vom Institut für Konfliktforschung (Bild: zwefo)
Birgitt Haller vom Institut für Konfliktforschung

Die Studie zeigt, dass es drei Gruppen gibt, die Opfer von Zwangsheirat werden können:

  • Mädchen und junge Frauen der zweiten und dritten Generation mit österreichischer Staatsbürgerschaft. Diese werden oftmals gezwungen, die Schule bzw. ihre Ausbildung abzubrechen, um ihnen keine ökonomische Selbstständigkeit zu ermöglichen.
  • Frauen, die aus ihrem Herkunftsland zum Zweck der Zwangsheirat nach Österreich gebracht werden. Frauen dieser Gruppe befinden sich in einer noch stärkeren Abhängigkeit. Sie haben nicht nur im Regelfall keine Ausbildung, sondern sprechen auch nicht Deutsch und sind sozial isoliert, weil sie in Österreich auf kein soziales Netzwerk zurückgreifen können.
  • Die dritte Gruppe sind Frauen in unterschiedlichen (Vor-)Stadien des Asylverfahrens sowie unbegleitete minderjährige Flüchtlinge.
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