Wut in Haiti
Bandenmitglieder vor Augen der Polizei gelyncht
Erschütternde Szenen haben sich am Montag in Haitis Hauptstadt Port-au-Prince ereignet. Nach der Festnahme von mehreren mutmaßlichen Bandenmitgliedern durch Polizisten eskalierte die Lage. Aufgebrachte Bewohner rissen die Verdächtigen aus einem Minibus und töteten sie. Anschließend wurden die Leichen auf offener Straße verbrannt.
Die Polizei gab keine Auskunft darüber, wie die Männer aus ihrer Obhut entführt werden konnten. Es hieß lediglich: „Die mutmaßlichen Bandenmitglieder wurden leider von Mitgliedern der Bevölkerung gelyncht.“ Haitianische Medien berichteten, die Körper der etwa 14 Getöteten seien verbrannt worden. Die Bewohner standen demnach wegen der Bandengewalt in der Stadt unter starker Spannung.
Der Karibikstaat leidet seit Jahren unter der Gewalt von Banden, die bisweilen politischen Akteuren nahestehen und nach UNO-Angaben einen Großteil der Hauptstadt kontrollieren. Die Interimsregierung, die seit der Ermordung des Staatspräsidenten Jovenel Moïse im Juli 2021 an der Macht ist, bat vor rund einem halben Jahr um Hilfe durch eine bewaffnete internationale Truppe - die kam bisher nicht.
Bandenkrieg, Cholera und Hungerkrise
Einem UNO-Bericht vom Sonntag zufolge wurden im Stadtteil Cité Soleil allein zwischen dem 14. und 19. April bei Kämpfen zwischen Banden fast 70 Menschen getötet. Die Gewalt schränkt auch die Bewegungsfreiheit der Menschen und den Warenverkehr ein. Viele Schulen und Gesundheitseinrichtungen wurden geschlossen.
Haiti ist das ärmste Land des amerikanischen Kontinents. Das Land ist von einer Hungerkrise erfasst worden, die nach Angaben des UNO-Welternährungsprogramms vom März einen kritischen Punkt erreicht hat. Hinzu kommt ein Cholera-Ausbruch, bei dem nach den jüngsten Zahlen des haitianischen Gesundheitsministeriums seit Oktober mindestens 670 Menschen ums Leben gekommen sind.
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