Bei Ukraine-„Einsatz“
Kreml-Sprecher-Sohn mit Tesla in Moskau geblitzt
Am Samstag hatte der Chef der russischen Söldnertruppe Gruppe Wagner, Jewgeni Prigoschin, mitgeteilt, dass der Sohn von Kreml-Sprecher Dmitri Peskow Seite an Seite mit seinen Soldaten in der Ukraine gekämpft habe. Eine russische Zeitung veröffentlicht gar eine Aufnahme des 33-Jährigen in Uniform. Doch Radarfotos nähren nun Zweifel an dieser Darstellung - für den Kreml ein PR-Desaster …
Denn just in jenem Zeitraum, in dem Peskows Sohn Nikolai, der den Namen Choles angenommen hat, mehrere Monate unter falschem Namen angeblich als Artillerist im umkämpften Gebiet Luhansk gedient hat, soll Choles mit seinem Tesla mehrfach in Moskau geblitzt worden sein. Das berichtet unter anderem die seriöse russische Exil-Online-Plattform „Meduza“. Ein Telegram-Kanal veröffentlichte zudem entsprechende Fotos. Unabhängig überprüfen lassen sich die Angaben freilich vorerst nicht.
Für angeblichen Kampfeinsatz Orden erhalten
Choles hatte der Boulevardzeitung „Komsomolskaya Pravda“ in Moskau gesagt, dass er gedient habe, weil er das als seine Pflicht angesehen habe. Das Blatt veröffentlichte auch ein Foto des 33-Jährigen in Kampfuniform. Der Peskow-Sohn soll zudem einen Orden erhalten haben, hieß es seitens der Zeitung. Kritische Beobachter hatten umgehend zu bedenken gegeben, dass damit der angebliche Einsatz des 33-Jährigen nicht bewiesen sei.
Auch Wagner-Chef Prigoschin legte keine Belege für den Einsatz des Peskow-Sohnes vor. Vermutlich habe dieser bloß eine „Kampfreise“ für ein Fotoshooting absolviert, mutmaßen Kenner. Zumal der damals 32-jährige Choles im vergangenen September auf einen Fake-Anruf hereingefallen ist, bei dem er sich wenig begeistert gezeigt hatte, überhaupt in die russische Armee einberufen zu werden.
Wehrte sich bei Fake-Telefonat gegen Einberufung
Ein Team rund um den russischen Oppositionspolitiker Alexej Nawalny hatte Choles bei einem Telefonat daran erinnert, am nächsten Tag im Militär-Kommissariat vorstellig zu werden. „Sie müssen verstehen, ich bin Herr Peskow. Es ist nicht richtig, dass ich überhaupt dorthin kommen soll“, erklärte der Spross des Kreml-Sprechers dem anrufenden Fake-Offizier unwirsch und wehrte sich gegen seine vermeintliche Einberufung.
Choles, der bis 28. März dieses Jahres der alleinige Besitzer eines Tesla Model X gewesen ist, soll im Vorjahr mit dem Auto regelmäßig Moskau unsicher gemacht haben. Während seines - laut Prigoschin „heldenhaften Einsatzes an der Front“ soll der Tesla auf den üblichen Wegen Choles' geblitzt worden sein - im Juli und im November 2022, als er angeblich Seite an Seite mit Söldnern der Gruppe Wagner gekämpft haben will.
„Heldenhafter“ Einsatz wird für Kreml PR-Desaster
Auch Erzählungen seiner Bekannten in der russischen Heimat und Aussagen von Wagner-Söldnern nähren berechtigte Zweifel an Choles Aussagen. Von den Soldaten habe niemand Choles in der Ukraine gesehen, heißt es auf dem Telegram-Kanal. Und die Bekannte des 33-Jährigen können sich nicht daran erinnern, dass der Peskow-Sohn mal für eine längere Zeit verschwunden sei. Die Geschichte seines „heldenhaften“ Einsatzes für das Vaterland entwickelt sich für den Kreml zu einem PR-Desaster …
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