Zum Stand der Entwicklung Künstlicher Intelligenzen (KI) bei Meta findet ein hochrangiger Manager der Facebook-Mutter klare Worte: „Wir haben eine erhebliche Lücke in unseren Werkzeugen, Arbeitsabläufen und Prozessen, wenn es um die Entwicklung für KI geht“, so Santosh Janardhan, Infrastruktur-Chef des US-Technologiekonzerns, in einem internen Memo vom September 2022, das Reuters vorliegt. „Hier müssen wir stark investieren.“
Es bedürfe einer fundamentalen Veränderung der physischen Infrastruktur und der Software. Dabei beschäftigt sich Meta bereits seit Jahren mit diesem Thema. Die Bemühungen sind aber mit Pleiten, Pech und Pannen gespickt, die das Unternehmen Milliarden kosten. Dabei steht Meta wegen hoher Verluste im Zusammenhang mit der Entwicklung des Metaversums, einer virtuellen 3D-Welt, bereits unter Druck und setzt rund ein Viertel der Belegschaft vor die Tür. Firmenchef Mark Zuckerberg hatte das Top-Management im September 2022 Insidern zufolge zu einer fünfstündigen Krisensitzung zusammengerufen.
Auf falsche Hardware gesetzt
Insider machen Fehler bei der Hardware-Auswahl als Hauptgrund für Metas Rückstand bei KI aus. Bis ins vergangene Jahr nutzte das Unternehmen dafür Rechner auf Basis von PC-Prozessoren (CPU). Diese sind für KI-Anwendungen, bei denen riesige Datensätze durchforstet werden müssen, aber weniger gut geeignet als Grafikkartenchips (GPU), die auf die gleichzeitige Verarbeitung zahlreicher Befehle ausgelegt sind.
Zuvor hatte sich Meta an der Entwicklung eines Spezial-Prozessors versucht. Insidern zufolge wurde das Projekt aber 2021 wegen mangelnder Leistungsfähigkeit aufgegeben. Stattdessen orderte Meta 2022 beim Weltmarktführer NVidia GPU im Volumen von mehreren Milliarden Dollar.
Weil diese Grafik-Prozessoren mehr Strom benötigen und mehr Hitze produzieren, begann Meta nun mit der Aufrüstung seiner Rechenzentren, die aber kurz darauf wieder gestoppt wurde. Gleichzeitig startete die Firma einen neuen Versuch mit einem selbst entwickelten KI-Spezialchip. Dieser soll Insidern zufolge 2025 einsatzreif sein.
Dabei verschliss Metas KI-Sparte mehrere Manager und leitende Ingenieure, wie aus deren Profilen auf dem Karriere-Netzwerk LinkedIn und Janardhans Memo hervorgeht. Das Unternehmen wollte sich zu diesen Themen nicht äußern. Auch Janardhan und andere Meta-Manager gewährten keine Interviews.
Software lange vernachlässigt
Auch bei der Software hat Meta bis jetzt wenig vorzuweisen. Meta-Finanzchefin Susan Li hatte im Februar eingeräumt, dass ihr Unternehmen KI vor allem zur Optimierung von Online-Werbung für News-Feeds und Kurzvideos einsetze. Generative KI à la ChatGPT sei lange vernachlässigt worden.
Dies hat sich mit der Premiere von ChatGPT und dem gestiegenen Investoren-Interesse an diesem Thema geändert. Die Arbeiten eines neu zusammengestellten Teams für Generative KI, das Zuckerberg zufolge den Bemühungen frischen Rückenwind verleihen soll, seien aber noch in einem frühen Stadium, sagen weitere Meta-Insider. Derzeit werde eine Basis-Software entwickelt, die dann für verschiedene Anwendungen angepasst werden kann.
Andrew Bosworth, Technologie-Chef des Konzerns, stellt für das laufende Jahr ein Produkt auf Basis Generativer KI in Aussicht.
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.