Wagner-Truppe:
Häftlinge zogen für Aids-Medizin in den Krieg
Bei der berüchtigten Söldnertruppe Wagner gibt es viele HIV-positive Ex-Sträflinge. In ukrainischer Gefangenschaft schilderten sie, dass sie mit dem Versprechen angeworben worden seien, für die Vertragsunterzeichnung Aids-Medikamente zu erhalten. Im russischen Gefängnis wird ihnen die Behandlung nämlich verwehrt.
Vom Wagner-Chef Jewgeni Prigoschin im Gefängnis rekrutierte Söldner erzählten, dass ihnen für den Einsatz an der Front Aids-Medizin versprochen worden sei, wie die „New York Times“ berichtet. Die US-Zeitung hatte mit HIV-positiven Kämpfern gesprochen, die in ukrainischer Kriegsgefangenschaft gelandet waren.
Viele Häftlinge haben HIV, Hepatitis C oder Tbc
HIV, Hepatitis C und Tuberkulose (Tbc) sind in den russischen Strafkolonien sehr verbreitet. Die Gründerin der Hilfsorganisation für Gefangene und ihre Familien „Russland hinter Gittern“ Olga Romanowa gab an, dass zirka zehn Prozent der russischen Häftlinge mit HIV infiziert seien. Ungefähr ein Drittel aller Gefängnisinsassen in Russland soll demnach Träger von mindestens einer der zuvor aufgelisteten Infektionskrankheiten sein.
20 Prozent sind HIV-positiv
Das ukrainische Militär fand bei vielen gefangenen russischen Kämpfern weiße oder rote Gummiarmbänder. Sie dienen als Hinweis, dass die jeweilige Person an einer der Krankheiten leidet. Wagner-Söldner trugen diese Kennzeichnung auch während ihres Einsatzes an der Front, um im Falle einer Verletzung korrekt zu agieren. Laut dem ukrainischen Geheimdienst sind ungefähr 20 Prozent der russischen Soldaten, die in Gefängnissen rekrutiert worden waren, HIV-positiv.
Langsamer oder schneller Tod?
Der 37-jährige Timur etwa war wegen Drogenhandels zu zehn Jahren Haft verurteilt worden. Die Ärzte in der Strafkolonie verabreichten ihm lediglich Medizin, die nicht gegen das Virus wirksam war. Da der Mann davon ausging, dass er ohne adäquate Behandlung die zehn Jahre hinter Gittern nicht überleben würde, setzte er im Dezember 2022 seine Unterschrift unter einen Sechs-Monate-Vertrag bei der Wagner-Söldnertruppe. Als Gegenleistung erhielt er effektive Präparate und wurde nach Ablauf der Befristung begnadigt.
„Mir war klar, dass mich entweder ein schneller oder ein langsamer Tod erwartet. Ich habe mich für den schnellen entschieden“, gestand Timur. Er habe über keinerlei militärische Erfahrung verfügt und sei vor dem Einsatz an der Front zwei Wochen ausgebildet worden. Für die Kampfhandlungen habe er ein Kalaschnikow-Sturmgewehr, 120 Schuss Munition, eine kugelsichere Weste und einen Helm erhalten. Viele Male sei ihm von den Kommandanten gedroht worden: „Wenn ihr versucht, das Schlachtfeld zu verlassen, erschießen wir euch!“ Laut dem 37-Jährigen starben viele Soldaten gleich am ersten Tag, er selbst landete in Gefangenschaft.
Chance auf neues Leben
Ruslan verbüßte ein Jahr seiner elfjährigen Haftstrafe wegen Drogenhandels und schloss sich im Dezember vergangenen Jahres der Gruppe Wagner an. Auch bei ihm haben die Medikamente, die er in der Strafkolonie bekam, das Virus nicht unterdrückt. Bei seinem Einsatz in der umkämpften ukrainischen Stadt Bachmut sei er gefangen genommen worden. Er begrüßt die Politik von Prigoschins Privatarmee. Denn er wäre im Gefängnis mit Sicherheit an Aids gestorben, zeigte er sich überzeugt.
„Bei einer langen Haftstrafe habt ihr auf jeden Fall eine Chance auf ein neues Leben“, schloss er daraus.
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