Überschüssigen grünen Wasserstoff für die Energieversorgung im Winter speichern: Was nach Zukunftsvision klingt, ist im oberösterreichischen Gampern im Bezirk Vöcklabruck bereits Realität. Am Donnerstag wurde dort die weltweit erste solche Speicheranlage eröffnet.
„Underground Sun Storage“ heißt das Projekt, das von der RAG (früher: Rohöl-Aufsuchungs AG) als Weltpremiere bezeichnet wird. In der am Donnerstag im Beisein von Landeshauptmann Thomas Stelzer (ÖVP) in Gampern (Bez. Vöcklabruck) eröffneten Anlage werden 4,2 GWh Sommerstrom - das entspricht in etwa dem Sonnenstrom-Überschuss von Photovoltaik-Anlagen von 1000 Einfamilienhäusern - in grünen Wasserstoff umgewandelt und unter Druck in eine frühere Gaslagerstätte gepresst. Er ist auf diese Weise für den Winter gespeichert, wenn die Versorgung mit erneuerbarer Energie aus Wind nicht konstant bzw. jene aus Sonne und Wasser nicht ausreichend ist.
Bis zu 20 Millionen Euro Investitionskosten
Die Anlage soll in den kommenden Wochen in Betrieb gehen. Die Investitionskosten betragen 15 bis 20 Millionen Euro, davon kommen sechs Millionen als Förderung vom Klima- und Energiefonds.
Die Lagerung in einer unterirdischen Porenlagerstätte in über 1000 Metern Tiefe könnte wegweisend sein, denn von den rund 100 Milliarden Kubikmeter-Erdgasspeichern in Europa befinden sich laut RAG-Chef Markus Mitteregger rund 85 Prozent im Sandstein, also porösem Gestein. Abnehmer ist in Gampern die RAG selbst: „Wir bauen jetzt über den Sommer eine acht Kilometer lange Wasserstoffleitung, um dann in einem Kraftwerk mit einem Gasmotor Wärme und Strom zu erzeugen“, kündigte Mitteregger an.
2000 solcher Speicher wären nötig
Zur gesamten Umwandlung und Speicherung von Sommerstrom für den Bedarf im Winter wären 2000 Speicher wie in Gampern notwendig. Die RAG verfügt allerdings über wesentliche größere, sodass die Zahl deutlich geringer wäre. Die Kosten der Technologie für den Endkunden ist noch nicht absehbar. Die RAG sieht sich nur als Speicherbetreiber. Die Verwendung des gespeicherten Wasserstoffs obliegt den Abnehmern, etwa Industrie oder Energieversorgern.
„Schlüsselfaktor“ für Industriebundesland
Stelzer sieht Wasserstoff für das Industriebundesland Oberösterreich als einen entscheidenden Schlüsselfaktor, um den Standort zukunftsfitter zu machen. Berbauminister Magnus Brunner (ÖVP) wiederholte in einer Video-Grußbotschaft die von seiner Partei propagierte Technologieoffenheit in Sachen Energiequellen. Dieser entspreche der eingespeicherte grüne Wasserstoff als wichtiger Beitrag für die ganzjährige Versorgungssicherheit. „Gleichzeitig wird fossiles Erdgas ersetzt und damit unsere Abhängigkeit reduziert“.
„Umbau zu klimaneutralem Österreich“
Klimaschutzministerin Leonore Gewessler (Grüne) lobte in einer Aussendung, dass es der RAG gelungen sei, internationale Maßstäbe zu setzen und zu zeigen, „wie der Umbau zu einem klimaneutralen Österreich gelingt“.
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