Die Spanische Hofreitschule muss jetzt dem Klimawandel und den damit verbundenen Hitzewellen im Sommer Tribut zollen. Zum ersten Mal bleibt die historische Institution in Wien in der touristischen Hochsaison für fast zwei Monate geschlossen - zum Wohl der Pferde.
Spitzen von 45 Grad und mehr: So heiß soll es diesen Sommer in den wohl berühmtesten Stallungen der Welt werden. Alfred Hudler, Chef von Wiens traditionsreichem Tourismus-Highlight, reagiert darauf und streicht Vorführungen ausgerechnet in der touristischen Hochsaison, in der Besucher aus aller Welt die Reitschule stürmen. Oft sind es mehr als tausend am Tag. Wie die „Krone“ erfuhr, wird es eine Sommersperre für die edlen Nachkommen der „Leibpferde“ der Habsburger geben.
„Die Tiere brauchen Urlaub“
„Im Juli und bis zum 19. oder 20. August finden keine Vorführungen statt, auch das Morgentraining geht erst ab 8. August wieder los“, bestätigt Caroline Stöger, Sprecherin der Hofreitschule. In der Pause sind nur Führungen durch die im 16. Jahrhundert erbauten Räumlichkeiten am Wiener Michaelerplatz geplant. „Die Tiere brauchen Urlaub“, sagt Stöger.
Im Juli und bis 19. oder 20. August finden keine Vorführungen statt, auch das Morgentraining geht erst ab 8. August wieder los.
Caroline Stöger, Sprecherin der Hofreitschule
Schon bisher gab es für die rund hundert Schulhengste der Reitschule eine sechswöchige Sommerpause, in der sie am Heldenberg bei Kleinwetzdorf in Niederösterreich den Auslauf und die frische Landluft genossen. Das Programm übernahmen in dieser Zeit die jungen Hengste, doch auch damit ist nun Schluss. Die jungen Pferde ertragen die Hitze in dem fast 400 Jahre alten Gebäude nicht und könnten kollabieren.
Eine nahe liegende Lösung des Problems bestünde im Einbau einer Klimaanlage, doch auch hier nimmt die Reitschule Rücksicht auf das Tierwohl, durch den hochgewirbelten Staub bestünde Asthmagefahr für die Pferde. Zudem wäre ein großflächiger Einbau im denkmalgeschützten Gebäude nicht nur sündteuer, sondern auch mit aufwendigen Auflagen verbunden.
Auch die Wochen nach der Sommersperre werden für die Pferde noch viel zu heiß in den ohnehin schon engen Stallungen.
Ein Insider sieht Eile für eine Lösung geboten
Gespräche mit Klimatechnik-Profis
„Wir arbeiten intensiv an Lösungen“, betont Stöger. Dem Vernehmen nach laufen bereits Gespräche mit internationalen Top-Profis aus der Klimatechnik, die auch schon Lösungen für neue U-Bahnen oder Pferdestallungen in Dubai gefunden haben sollen. Doch in Wien ist das Problem besonders komplex.
Experten befürchten sogar, dass es gar keine Lösungen für die historische Bausubstanz geben könnte und man die Vorführungen aufs Land verlegen muss, beispielsweise ins Lipizzanergestüt Piber im steirischen Köflach.
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.