Russland unter Druck
Größter Arbeitskräftemangel seit Jahrzehnten
Die weitreichenden - vor allem auch wirtschaftlichen - Folgen des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine im eigenen Land sind für den Aggressor-Staat wohl noch gar nicht absehbar. Laut einer aktuellen Umfrage der russischen Zentralbank kämpfen die Firmen im Land aktuell mit einer enormen Personalknappheit. Noch nie seit Beginn der Beobachtungen im Jahr 1998 gab es derart große Probleme, heißt es.
Knapp 190.000 russische Soldaten wurden nach Angaben der Ukraine bereits in der von Putin angezettelten Schlacht getötet oder verwundet. Dazu kommen Zigtausende junge Männer, die aus Sorge vor einer Einberufung zur Armee Hals über Kopf das Land verlassen haben. Der sogenannte Brain-Drain - also das Verlassen junger, künftiger Leistungsträger - könnte der russischen Gesellschaft noch sehr teuer zu stehen kommen.
Minus von knapp 20 Prozent
Ein Symptom davon ist der derart so drastische Mangel an Arbeitskräften. Die größten Probleme haben laut Zentralbank dabei die verarbeitende Industrie, die Unternehmen der Wasserversorgung, im Bergbau sowie im Bereich Transport und Lagerung, wie die russische Tageszeitung „Kommersant“ berichtet.
Vor allem im ersten Quartal 2023 hat der Arbeitskräftemangel demnach rapide zugenommen. Der Unternehmensmonitor der Zentralbank weist dabei mit einem Minus von 18 Prozentpunkten den niedrigsten Wert seit Beginn der Studie im Jahr 1998 aus. Nur in den Bereichen Automobilhandel (minus zehn Prozent), im Großhandel (minus 13 Prozent) und im Dienstleistungssektor (minus 14 Prozent) hält sich das Minus noch in Grenzen.
Hochspezialisierte Fachkräfte kaum in Sicht
Die betroffenen Unternehmen stehen nun vor großen Herausforderungen. Mit der Anpassung von Gehältern und breit angelegten Schulungsprogrammen möchten sie jetzt gegensteuern. Gerade beim Gehalt dürfte es sich jedoch nur um punktuelle Änderungen handeln - das Problem des Mangels an hochspezialisierten Fachkräften werde dadurch nicht gelöst.
Positiv wirkt sich der Mangel aber naturgemäß auf die Arbeitslosenquote aus - im Februar waren laut offiziellen Zahlen der russischen Statistikbehörde Rosstat nur 3,5 Prozent der Menschen ohne Arbeit.
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