Karl Hauptmann

Der Herbst kommt ins Land

Community
13.10.2011 11:32
Du stehst am Fenster und blickst hinaus,

siehst dunkle Wolken, hörst Sturmgebraus.

Die Menschen kämpfen mit dem Wind,

jeder will nachhaus geschwind.


Rings'um jagen Nebelfetzen,

am Himmel droben Krähen krächzen.

Baum und Strauch vom Sturm gebeugt,

die Natur uns unsere Grenzen zeigt.


Wehmut schleicht sich in dein Herz,

die Seele ist erfüllt mit Schmerz.

Und siehe da du merkst es kaum.

läuft dein Leben vorbei wie ein Traum.


Du siehst deine Kindertage,

welche waren ohne Plage.

Gehst mit der Mutter Hand in Hand

durch ein blühend, grünes Land.


Du siehst das erste Stelldichein

mit deiner Liebsten, ganz allein.

Der erste Kuss, scheu und weich,

führt dich in ein Himmelreich.


Du siehst dich gehen hinaus ins Leben,

es hat dir nicht immer nur schönes gegeben.

Der Ruf der Liebsten holt dich zurück,

mit ihr gehst du den Weg des Glück's.


Du siehst deine Kinder tollen und spielen

und die Wärme des Elternhauses fühlen.

Siehst sie folgen dem Ruf der Ferne,

wenn auch manchmal, nicht ganz gerne.


Du siehst dich plötzlich ganz allein,

möchtest ein wenig traurig sein.

Eine zarte Hand und ein gütiger Blick,

holen dich wieder in die Gegenwart zurück.


So stehst du mit der Gefährtin deiner Jahre,

betrachtest zärtlich ihre grauen Haare,

streichelst liebevoll ihre Hand.

Der Herbst kommt ins Land.


von Karl Hauptmann
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