„Symbol des Friedens“

Papst besucht Ungarn, Rechtsextremist begnadigt

Ausland
28.04.2023 13:59

Papst Franziskus ist am Freitag zu einer dreitägigen Reise in Ungarn gelandet. Um 9.53 Uhr kam die päpstliche Maschine am Flughafen Budapest am. Unmittelbar nach der Landung traf der Pontifex mit Staatspräsidentin Katalin Novák und anschließend mit Regierungschef Viktor Orbán zusammen. Novák bezeichnete in ihrer Grußbotschaft den Papstbesuch als „Zeichen für ein wahres Werben für den Frieden“. Für Wirbel sorgte unterdessen die Begnadigung eines Rechtsextremisten, der wegen terroristischer Aktivitäten zu einer mehrjährigen Haftstrafe verurteilt worden war.

Für György Budaházy öffneten sich am Donnerstagabend am Rand des Papstbesuchs die Gefängnistore in Vác geöffnet, nachdem Staatspräsidentin Novák den wegen Terrorismus Verurteilten und weitere Personen begnadigt hatte. Laut Aussendung des Präsidentenbüros ist der Papst-Besuch in Ungarn Anlass dafür, dass das Staatsoberhaupt von seinem Amnestierecht Gebrauch machte.  Der zu den Begnadigten gehörende Budaházy stieg nach Verlassen des Gefängnisses in der Stadt nahe Budapest auf ein Pferd, schrie „Freiheit“ und ritt zum nächsten Wirtshaus, wie „Klubradio“ berichtete.

Rechtsextremist will bei Sonntagsmesse Papst danken
Am Sonntag wolle er anlässlich der Messe von Papst Franziskus auf dem Kossuthplatz in Budapest dem Papst seinen Dank dafür aussprechen, dass dieser nach Ungarn reiste und damit seine Begnadigung ermöglichte. Budaházy war 2016 wegen terroristischer Aktionen zu 13 Jahren Haft verurteilt worden. Laut Anklage hatte er zwischen 2007 bis 2009 Brandanschläge gegen Häuser und Parteibüros von Politikern der damaligen Mitte-links-Regierung durchgeführt und Bomben für weitere Anschläge gebaut. Alle Aktionen wurden seinen mutmaßlichen Terrorgruppen „Hunnia-Bewegung“ sowie „Pfeile der Ungarn“ zugeordnet. Gegen das Urteil in erster Instanz von 2016 legten sowohl Staatsanwaltschaft als auch der Verteidiger Budaházys Berufung ein. 2018 wurde das Urteil von einem Budapester Gericht aufgehoben und ein neues Verfahren angestrengt, bei dem Budaházy im März 2022 in erster Instanz zu 17 Jahren Gefängnis verurteilt wurde. Heuer wurde das Urteil in zweiter Instanz auf sechs Jahre reduziert.

Papst Franziskus mit Ungarns Staatschefin Katalin Novák und Ministerpräsident Viktor Orbán (Bild: APA/AFP/Vincenzo PINTO)
Papst Franziskus mit Ungarns Staatschefin Katalin Novák und Ministerpräsident Viktor Orbán

Der Ungarn-Besuch ist Franziskus‘ erste Reise nach seinem jüngsten Krankenhausaufenthalt. Der bis Sonntag angesetzte offizielle Pastoralbesuch ist die 41. Auslandsreise des Papstes und nach einem halbtägigen Kurzbesuch für den Abschlussgottesdienst des Eucharistischen Weltkongresses im September 2021 sein zweiter Aufenthalt in Budapest. Erstmals seit dem russischen Angriff im Februar 2022 besucht das 86-jährige Kirchenoberhaupt auch ein Nachbarland der Ukraine.  Vor dem Papst-Besuch bezeichnete Staatspräsidentin Novák Franziskus als einen „Mann des Friedens“. Sie vertraue darauf, dass Franziskus durch seine Friedensbotschaft den Ungarn neue Hoffnung bringen werde. Sie würdigte seine Bereitschaft, auf der Suche nach einer Lösung eine vermittelnde Rolle zu übernehmen.

Treffen mit Ukraine-Flüchtlingen geplant
Zu den Höhepunkten des Papstprogramms in Budapest zählt eine Begegnung mit Armen und Geflüchteten am Samstag in der Elisabethkirche am Rosenplatz unweit des Keleti-Bahnhofs. Darunter werden auch Geflohene aus der Ukraine sein. Ungarn hat in den vergangenen Monaten mehreren Millionen Kriegsflüchtlingen die Durchreise ermöglicht und mehrere Zehntausend von ihnen aufgenommen.

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