Steirische Spitäler taumeln seit Monaten durch eine akute Krise. Am Freitag diskutierten Spitzen des Gesundheitswesens an der Med-Uni Graz Probleme und Lösungen. Die aufgeladene Stimmung zeugte vom Frust des Spitalpersonals. Dem steirischen Gesundheitswesen stehen schwere Zeiten bevor.
„Die Wahrheit ist dem Menschen zumutbar.“ Dieses berühmte Zitat der Autorin Ingeborg Bachmann bildete den Rahmen einer Podiumsdiskussion an der Medizinischen Universität Graz. Und es ist keine angenehme Wahrheit, die führende Köpfe des steirischen Gesundheitswesen dem Publikum präsentierten. Im gerammelt vollen Hörsaal saßen viele Kages-Angestellte, und die geladene Stimmung zeugte davon, dass es in den Spitälern längst nicht mehr fünf vor zwölf ist.
Brennpunkt Innere Medizin Graz
„Jede fünfte Diplompflegerin fehlt. Deshalb ist jedes dritte Bett gesperrt, und jeder sechste Notfallpatient kann nicht aufgenommen werden“, sagt Alexander Rosenkranz, Vorstand der Inneren Medizin an der Grazer Uni-Klinik. „Jeden Tag in der Früh stimmen wir uns mit anderen Häusern ab, wer wie viele Betten frei hat.“ Rund 200 Patienten müssten monatlich in andere steirische Spitäler überstellt werden. „Es geht so nicht mehr! Bei weiteren Bettenschließungen besteht Gefahr in Verzug.“
In dieselbe Kerbe schlägt der ärztliche Direktor der Uni-Klinik, Wolfgang Köle: „Wenn wir ehrlich sind, müssen wir eingestehen, dass die Maßnahmen, um mit Personalengpässen umzugehen, gescheitert sind.“ Die körperliche und psychische Belastung aller Berufsgruppen sei gerade in Notaufnahmen enorm. Die Stimmung verschlechtere sich zusehends, immer mehr Bedienstete kündigen.
Steiermark bei Gehältern Schlusslicht
Auch wenn es nicht sämtliche Probleme löst, ist der Ruf nach besserer Bezahlung groß. „Die Berechnungsmodelle für Dienstposten sind über 40 Jahre alt und gehören dringend modernisiert“, fordert etwa Marianne Raiger, Direktorin der Akademie für Gesundheitsberufe. Ärztekammer-Präsident Michael Sacherer legt nach: „In jedem einzelnen Nachbar-Bundesland ist das Gehalt für Ärzte und Pfleger höher als in der Steiermark.“
Kages-Boss Gerhard Stark gestand die „Masse an Problemen“ ein, stellte aber auch klar: „Es wird keine schnellen Lösungen geben. Und die Veränderungen werden uns alle treffen.“
Wir werden auf lange Sicht nicht darum herumkommen, Standorte zu schließen.
Erich Schaflinger, ärztlicher Direktor des LKH Hochsteiermark
Was das in der Praxis bedeuten kann, brachte Erich Schaflinger, ärztlicher Direktor des LKH Hochsteiermark unumwunden zur Sprache: „Wir werden auf lange Sicht nicht darum herumkommen, Standorte zu schließen."
Wirkliche Antworten auf die Spitalskrise bleiben weiter offen. Fest steht: Besser wird es so schnell nicht.
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