Hunderte Landjugend-Mitglieder aus Oberösterreich gehen dieser Tage unter die Diebe: Planen, im Dunkel der Nacht zuschlagen und die Beute rasch wegbringen, lautet die Devise. Aber alles hat seine Regeln, und welche das sind, lesen Sie hier.
Es ist Nervenkitzel pur, wenn die Landjugendmitglieder im ganzen Land Ende April spätnachts durch die Gemeinden ziehen und nach unbewachten Maibäumen suchen. Schon Wochen vorher beginnt die Vorbereitung, damit alles reibungslos funktioniert - es braucht nur den passenden Zeitpunkt.
Nachdem wir den Baum über die Grenze gebracht haben, haben wir den Besitzern ein Beweisfoto geschickt, damit sie gleich Bescheid wussten.
Lukas Hinterhölzl ist der Leiter der Landjugend in Pötting
Auf der Lauer liegen
Einen solchen perfekten Moment erwischten die Mitglieder der Landjugend Pötting (Bezirk Grieskirchen) vergangenes Jahr. Landjugendleiter Lukas Hinterhölzl erzählt vom erfolgreichen Diebstahl: „Wir hatten herausgefunden, wo der geschälte Baum der Ortsbauern von St. Agatha liegt. In einer Nacht haben wir uns dort dann auf die Lauer gelegt und gewartet, bis rund um den Bauernhof alles finster war und alle im Bett waren. Um halb 1 in der Früh haben wir den Baum dann geschnappt und sind mit unserem Maibaumwagerl über die Felder davongefahren.“
Gut verstecken
Der Baum musste dann so schnell wie möglich weggebracht werden: „Bei uns gilt er erst als gestohlen, wenn man ihn über die Gemeindegrenze gebracht hat.“ Und das schafften die Landjugendlichen. Zum „Auslösen“ gab’s dann eine Jause von den Bestohlenen für die erfolgreichen Diebe. Den eigenen Baum haben die Pöttinger auch heuer wieder gut versteckt - wo, ist natürlich geheim.
Es gilt der Vertrauensgrundsatz: Mann kann davon ausgehen, dass sich die Diebe an den jeweiligen Lokalbrauch halten.
Sorgfalt beim Stehlen: Beschädigungen von Tafeln, Kränzen oder anderem Zubehör sind zu vermeiden. Sollte dies doch der Fall sein, ist Ersatz zu leisten.
Keine Polizei: Maibaumdiebstahl ist Brauchtum und unterliegt den Brauchtumsregeln.
Auslösen: Ein gestohlener Baum wird normalerweise mit Getränken und einer Jause ausgelöst.
Meinungsverschiedenheiten gütlich austragen: Streit rund um den Diebstahl sollte in Gesprächen und in Frieden ausgetragen werden.
Brauchtum ist nicht unverbindlich: Niemand muss einen Maibaum aufstellen, wenn man es tut, muss man sich aber an die Regeln halten
Digitale Maibaumkarte
Was in welchem Ort gilt, wie weit man den gestohlenen Baum transportieren muss, wann man stehlen darf, was man stehlen darf und was der Bestohlene „bezahlen“ muss, hat die Landjugend Oberösterreich auf ihrer digitalen Maibaumlandkarte zusammengefasst. Diese findet man unter ooe.landjugend.at.
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