Der Chef der russischen Söldnereinheit Wagner, Jewgeni Prigoschin, droht mit dem Abzug seiner Truppen aus der umkämpften ukrainischen Stadt Bachmut. Grund sind die hohen Verluste aufgrund mangelnder Versorgung. „Jeden Tag haben wir stapelweise tausend Leichen, die wir in den Sarg packen und nach Hause schicken“, sagte Prigoschin in einem am Samstag veröffentlichten Interview mit dem russischen Militärblogger Semjon Pegow.
Die Verluste seien wegen fehlender Artilleriemunition fünfmal so hoch wie nötig. Er habe einen Brief an Verteidigungsminister Sergej Schoigu verfasst, um schnellstens Nachschub zu erhalten. „Wird das Munitionsdefizit nicht aufgefüllt, sind wir gezwungen - um nicht nachher wie feige Ratten zu rennen -, uns entweder organisiert zurückzuziehen oder zu sterben“, so Prigoschin.
Wagner-Rückzug aus Bachmut würde Dominoeffekt auslösen
Vermutlich sei er gezwungen, einen Teil seiner Truppen abzuziehen, doch das würde dann dazu führen, dass die Front auch an anderen Stellen einbreche, warnte er. Um Bachmut im Osten der Ukraine wird seit Monaten gekämpft. Die Verluste sind beiderseits hoch, zuletzt hielten die ukrainischen Verteidiger nur noch einen kleinen Teil im Westen der Stadt unter ihrer Kontrolle.
Ukrainer „warten nur noch auf besseres Wetter“
Die ukrainische Armee sei zur Gegenoffensive bereit. Sie warte nur noch auf besseres Wetter, damit der weiche Boden sie nicht am Vorwärtskommen hindere. Er prognostiziere einen Beginn der Offensive bis zum 15. Mai, sagte Prigoschin. Zugleich erneuerte er seine scharfe Kritik an der Führung des russischen Militärs: Es fehle an Disziplin und Organisation.
Prigoschin kann sich die Kritik erlauben, gilt er doch als Vertrauter von Präsident Wladimir Putin, den er zu dessen Zeit als Beamter in St. Petersburg als Caterer versorgt hatte. Recherchen unabhängiger Journalisten zufolge hat Prigoschin durch Verträge mit dem Verteidigungsministerium am Ukraine-Krieg kräftig verdient. Das Medienportal Moschem objasnit („Wir können es erklären“) berichtete zuletzt, Prigoschins Firmen hätten dadurch im Vorjahr stolze 4,7 Milliarden Rubel (etwa 52 Millionen Euro) eingenommen.
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