Lukas Crepaz sprach mit der „Krone“ über Beziehungsproben, starke Frauen und Salzburgs kulturelles Großbauprojekt.
Ich freue mich sehr, dass Sie unserer Einladung zum Gespräch gefolgt sind, Herr Crepaz. Warum haben Sie sich für das 220 Grad Rupertinum entschieden?
Ich bin hier oft, nicht nur wegen der Nähe zu den Festspielhäusern. Abgesehen von dem ausgezeichneten Kaffee und Essen beeindruckt mich der Unternehmergeist der Inhaberfamilie Macheiner.
Sie sind mit nur 34 Jahren in die verantwortungsvolle Position des kaufmännischen Direktors bei den Salzburger Festspielen gekommen. War das immer Ihr Ziel oder wollten Sie ursprünglich etwas ganz anderes machen?
Ich bin in einer Familie aufgewachsen, die Pionierarbeit im Kulturbereich geleistet hat. (Anm. d. Red.: Gerhard Crepaz prägte als Festivalmacher, Organisator, Musikjournalist und Kulturveranstalter gemeinsam mit Ehefrau Maria das österreichische Kulturleben.) Meine Kindheit war einerseits Kind sein zu dürfen und andererseits die gelebte Einheit von Privatleben und Beruf, beziehungsweise die Berufung. Ich bin da ganz natürlich reingewachsen.
Mir liegt eher die Rolle des Ermöglichers. Denn es braucht im Hintergrund ein professionelles Management damit die Kunst auf der Bühne überhaupt ermöglicht werden kann.
Der typische Kindheitstraum des Schauspielers oder Künstlers war nichts für Sie?
Mir liegt eher die Rolle des Ermöglichers. Denn es braucht im Hintergrund ein professionelles Management damit die Kunst auf der Bühne überhaupt ermöglicht werden kann.
Haben Sie als neues und zudem sehr junges Gesicht bei den Festspielen damals Gegenwind erfahren?
Gegenwind ist keine Frage des Alters. Und er ist auch nicht von vorne herein etwas Negatives. Gegenwind kann auch der Reflexion und Verbesserung dienen. Und dann kommen auch wieder Phasen mit Rückenwind. Am schlimmsten ist es aber, wenn es eine Flaute gibt, denn dann herrscht Stillstand.
Haben Sie jemals an einer Entscheidung, die Sie getroffen haben, gezweifelt?
Ja, solche Situationen hat es gegeben. Noch vor meiner Zeit bei den Festspielen musste ich mich zwischen zwei beruflichen Möglichkeiten entscheiden. Das war nicht einfach. Vor allem, weil es im schlimmsten Fall auch so hätte enden können, dass sich keine von beiden realisiert.
Bei wem holen Sie sich in solchen Situationen Rat?
Zum einen bei meinem damaligen Mentor und Universitätsprofessor in Innsbruck. Zum anderen natürlich bei der Familie, also meiner Frau. Denn zu einer Karriere gehören eigentlich zwei Personen. Meine Frau ist zum Beispiel mit mir nach Salzburg umgezogen. So etwas muss man einfach gemeinsam ausmachen.
Auch für den Umbau der Festspielhäuser brauchen Sie Unterstützung. Nämlich die der Salzburgerinnen und Salzburger. Wie rechtfertigen Sie jenen gegenüber, die jeden Euro zweimal umdrehen müssen, dass die Sanierung valorisiert circa 335 Millionen Steuergeld kosten wird?
Wir reden hier von der Sanierung eines gesamten Bezirks, nicht nur von einem einzigen Haus. Dieser Bezirk ist einer der zentralen kulturellen Infrastrukturen in Salzburg. Denn hier finden das gesamte Jahr über Hunderte Veranstaltungen statt. Die Salzburger Festspiele sind lediglich ein Teil davon. Aber auch ein zweiter, ganz wichtiger Bereich wird mit diesem Projekt weiterentwickelt: die Werkstätten. Das betrifft all unsere Mitarbeiter. Fast 100 Berufsgruppen sind bei den Festspielen tätig. Wir pflegen und fördern somit auch unser heimisches Handwerk. Von der Schlosserei über die Tischlerei bis hin zur Schneiderei.
Helga Rabl-Stadler und Kristina Hammer sind zwei verschiedene Persönlichkeiten. Das Wesentliche ist der professionelle Blick auf die Zusammenarbeit.
Mit wem haben Sie lieber als Präsidentin zusammengearbeitet – Helga Rabl-Stadler oder Kristina Hammer?
Das sind zwei unterschiedliche Persönlichkeiten. Ich glaube das Wesentliche ist der professionelle Blick auf die Zusammenarbeit. Es gilt die Kompetenzen des jeweiligen Direktoriumsmitgliedes möglichst effizient zu nutzen.
Wenn wir weiter in die Zukunft schauen, was für Ziele haben Sie sich vorgenommen? Oder lassen Sie sich einfach treiben?
Nein, treiben lasse ich mich auf keinen Fall (lacht). Mein berufliches Ziel ist mit Sicherheit das Großbauprojekt. Wir müssen jetzt die Zukunft in die Hand nehmen, sonst werden wir eines Tages bemerken, dass es zu spät ist.
Wie sieht es bei Ihnen mit privaten Zielen oder Wünschen aus?
Da habe ich mir zum Ziel genommen, mehr Zeit mit meiner Familie, besonders mit meinen beiden Kindern, zu verbringen.
Lukas Crepaz wurde im Jahr 1981 in Hall in Tirol geboren. Schon während seines Studiums der Internationalen Wirtschaftswissenschaften war er als kaufmännischer Mitarbeiter beim Osterfestival Tirol tätig. Es folgten weitere berufliche Stationen, unter anderem als Geschäftsführer der Ruhrtriennale und der späteren Kulturhauptstadt Ruhr 2010. Seit April 2017 ist der Tiroler kaufmännischer Direktor der Salzburger Festspiele. Der 41-Jährige lebt mit seiner Ehefrau, die als Ärztin arbeitet, und den beiden Kindern in der Stadt Salzburg.
Führen Sie die nächste Generation auch schon an die Kultur heran?
In Salzburg wird viel geboten, speziell für Kinder. Aber ich nehme meinen Nachwuchs auch gerne zu anderen Veranstaltungen mit, zum Beispiel zu klassischen Konzerten.
Und das funktioniert?
Ja, das klappt sehr gut.
Wie schalten Sie nach einem langen Arbeitstag ab?
Das geht mit Kindern ganz automatisch. Die merken sofort, ob der Kopf noch in der Arbeit oder bei ihnen ist. Ansonsten gehe ich gerne Ski fahren oder wandern.
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