Kommen kaum voran

Selenskyj: Russen gehen in Verteidigungsmodus über

Ukraine-Krieg
30.04.2023 09:38

Das russische Militär verteidige inzwischen eher besetzte Gebiete, als neue zu erobern, sagte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj in der Nacht auf Sonntag in seiner täglichen Videoansprache. Seinen Einschätzungen nach greifen russische Truppen zwar noch an, haben derzeit jedoch Schwierigkeiten, voranzukommen.

In der Stadt Uman waren am Freitag 23 Menschen bei einem russischen Raketenangriff ums Leben gekommen, unter ihnen sechs Minderjährige. Jeder, der solche Raketenangriffe vorbereite, müsse wissen, dass er mitschuldig am Tod von Zivilisten sei, sagte der ukrainische Staatschef. Deshalb sei es nötig, den Kriegsgegner für seine Verbrechen zur Verantwortung zu ziehen. Damit meint Selenskyj nicht nur die Führung, sondern auch die Streitkräfte. „Nicht nur die Befehlshaber, sondern ihr alle, ihr seid alle Terroristen und Mörder und ihr alle müsst bestraft werden“, sagte Selenskyj. Jeder, der Raketen steuere und abfeuere, der Flugzeuge und Schiffe für den Terror warte, sei mitschuldig an den Toten des Kriegs.

Tote durch ukrainischen Beschuss
Zur Verantwortung ukrainischer Streitkräfte äußerte sich der Präsident nicht. Diese haben am Wochenende in der westrussischen Grenzregion Brjansk ein Wohnhaus zerstört und zwei weitere Häuser durch Beschuss beschädigt. Dabei sind laut dem Gouverneur der Region, Alexander Bogomas, zwei Menschen ums Leben gekommen. Die russische Seite beklagt immer wieder Beschuss auf dem eigenen Staatsgebiet.

Die Schlacht um Bachmut bringt für beide Kriegsparteien hohe Verluste. Im Bild ist ein verwundeter ukrainischer Soldat zu sehen. (Bild: AP)
Die Schlacht um Bachmut bringt für beide Kriegsparteien hohe Verluste. Im Bild ist ein verwundeter ukrainischer Soldat zu sehen.
Militärsanitäter leisten Erste Hilfe in Bachmut. (Bild: AP)
Militärsanitäter leisten Erste Hilfe in Bachmut.

Unterschiedliche Angaben zu Bachmut
Derzeit ist das russische Militär laut Selenskyj vor allem damit beschäftigt, besetzte Gebiete zu verteidigen. Die Kämpfe in Bachmut gehen jedoch weiter, berichtete der Chef der russischen Söldnereinheit Wagner, Jewgeni Prigoschin. Die ukrainischen Truppen sollen nur noch etwa drei Quadratkilometer des Stadtgebiets halten, aber die weitgehend zerstörte Stadt nicht aufgeben wollen - unter anderem, um russische Kräfte vor einer erwarteten Gegenoffensive zu binden. Umkämpft soll laut ukrainischen Angaben etwa die Verbindungsstraße von der Stadt nach Tschassiw Jar sein.

Der Nachschub an Proviant, Waffen und Munition sei gesichert, sagte der Sprecher der Heeresgruppe Ost der ukrainischen Streitkräfte, Serhij Tscherewatyj, am Samstag. Ingenieurinnen und Ingenieure hätten bereits neue Wege nach Bachmut verlegt. Die Angreifer kontrollieren eigenen Angaben nach mittlerweile rund 85 Prozent des Stadtgebiets. Prigoschin sprach kürzlich von „tausend Leichen täglich“, relativierte diese Angabe inzwischen aber auf knapp 100 Mann. Im Verlauf des Samstags sei Wagner weitere 100 bis 150 Meter in die Stadt vorgerückt.

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