Die Story zu "Rage" ist schnell erzählt: Als die Menschheit bemerkt, dass ein gewaltiger Asteroid auf die Erde zurast, packt sie ein erlesenes Grüppchen von Auserwählten, die den Fortbestand der menschlichen Spezies garantieren sollen, in eine Art unterirdischen Bunker, genannt "Arche".
Der namenlose Protagonist des Spiels ist einer von ihnen und erwacht viele Jahre nach dem Einschlag aus dem künstlichen Tiefschlaf, um festzustellen, dass die Welt nicht mehr ganz so freundlich aussieht und ist wie noch vor dem Einschlag: Kaum an der Oberfläche, macht er Bekanntschaft mit Banditen, die ihm nach dem Leben trachten. Ein Ödländer, der dem Überfall zufällig beiwohnt, bewahrt den Helden vor dem Schlimmsten und schon nimmt die Geschichte ihren Lauf.
Story mit Schwächen
Wer sich nun allerdings epische Erzählungen mit Tiefgang erhofft, wird enttäuscht. Zwar gilt es rollenspieltypisch anfangs allerlei Besorgungen und Gefälligkeitsaufträge zu erledigen, das Verhältnis zu den nicht-spielbaren Charakteren bleibt aber stets oberflächlicher Natur. "Rage" ist und bleibt trotz vieler RPG-Anleihen in erster Linie eben ein Shooter und so dienen die Verstrickungen vor allem dazu, den Protagonisten von einem Krisenherd zum nächsten Brennpunkt zu befördern.
Mit dem Buggy durchs Ödland
Die Reise von A nach B bewältigt der Held vornehmlich mit dem eigenen Buggy, welcher nach erfolgreicher Absolvierung von - in der Regel - optionalen Rennen mit Waffen und anderen Extras ausgerüstet werden kann, um die Fahrten durch das von Banditen und Mutanten besiedelte Ödland lebendig zu überstehen - für den Notfall gibt es einen Abschleppdienst.
Wenngleich die Fahrphysik der Vehikel überzeugt, sind auch diese wie die Geschichte selbst nur Mittel zum Zweck, um endlich zur Action zu gelangen, und insbesondere ab der Hälfte des rund zehn- bis zwölfstündigen Ausflugs in die Postapokalypse mehr Pausenfüller denn tragendes Spielelement.
Unglaubliche Detailfülle
Erst einmal am Auftragsort angekommen, können die "Doom"- und "Quake"-Macher von id Software ihr gesamtes Know-How aber ausspielen. Auffällig ist hierbei insbesondere, wie viel Liebe zum Detail die Entwickler sowohl Waffen als auch Gegnern und Level-Umgebungen zuteilwerden ließen. Während sich Letztere dadurch auszeichnen, dass sich praktisch kein Eck wiederholt und jeder Ort anders aussieht, stechen die Widersacher durch ihre Fülle an unterschiedlichen Animationen und Verhaltensmustern hervor.
Da gibt es Freaks, die sich laut schreiend mit brennenden Knüppeln ins Gefecht stürzen, während andere Haken schlagend über Decke und Boden turnen. Wieder andere suchen hinter Deckungen Schutz und schlagen schon einmal die Hände über dem Kopf zusammen, wenn es brenzlig wird.
Mit Armbrust und ferngesteuerten Autos gegen die Mutanten
Grund genug dazu haben sie, schließlich verfügt der Held über ein recht ansehnliches Arsenal an Schießprügeln, das sich allerdings weniger durch die Waffengattungen (Pistole, Schrotflinte, Scharfschützengewehr, etc.) an sich, sondern vielmehr durch deren unterschiedliche Munitionstypen auszeichnet. So gibt es neben gewöhnlichen Projektilen etwa spezielle Stahl- oder Splittergeschosse, die vor allem in den späteren Kämpfen dringend notwendig sind, um sich etwa der gepanzerten Feinde zu entledigen.
Sie sind allerdings nichts im Vergleich zur Armbrust und deren Gehirn-Bolzen, mit denen sich Getroffene in kontrollierbare Bomben auf zwei Beinen verwandeln lassen, oder Extras wie den automatischen Geschütztürmen, fernsteuerbaren Autos samt Sprengsatz oder dem spinnenartigen Kampfroboter.
Selbst ist der Mann
Ist die Schlacht geschlagen, geht es zumeist zurück in die Zivilisation bzw. das, was davon noch übrig ist, um Vorräte aufzufrischen und gefundene Gegenstände zu Geld zu machen. Den entsprechenden Bauplan vorausgesetzt, kann der gefundene Schrott alternativ auch zu wichtigen Werkzeugen wie einem "Schlossöffner" zusammengebastelt werden. Darüber hinaus gibt es in den Städten Gelegenheit, neben neuen Quests auch den einen oder anderen Auftragsjob, beispielsweise als Kurierfahrer, an Land zu ziehen.
Und: Man kann sich endlich stressfrei an der grandiosen Optik des Spiels erfreuen, allen voran die großartige Weitsicht sowie die Animationen der NPCs, die in den Dialogen allesamt äußerst lebensecht wirken und abermals ein Beweis dafür sind, wie viel Aufmerksamkeit id selbst kleinsten Details zuteilwerden ließ.
Der Multiplayer-Part fällt hingegen vergleichsweise gering aus. Neben Arena-Kämpfen mit Buggys, Quads und Co. wartet lediglich ein Zwei-Spieler-Koop-Modus auf den Spieler.
Fazit: Mit "Rage" beweist id einmal mehr sein Händchen für ausgefeilte Shooter sowie großartige Optik und Animationen. Andere Elemente wie die Wüstenrennen und die Story dürften für die "Doom"-Macher noch relatives Neuland sein und sind dementsprechend ausbaufähig. Doch selbst wenn gewisse Elemente nicht gerade dazu beitragen, dass "Rage" ein besserer Shooter wird, so sorgen sie immerhin für zusätzliche Abwechslung. Unterm Strich erfindet "Rage" das Rad also zwar nicht neu, rollt aber wie ein Sportwagen elegant und rasant über den Bildschirm: Nicht unbedingt sinnvoll, aber ungemein spaßig.
Plattform: PS3 (getestet), Xbox 360, PC
Publisher: Bethesda Softworks
krone.at-Wertung: 9/10
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