Linz und der 1. Mai - während die roten Genossen den Tag der Arbeit in gewohnter Manier auf der Linzer Landstraße und am Hauptplatz zelebrierten, feierten die blauen Kameraden wie gewohnt im Bierzelt am Urfahranermarkt. Wo Herbert Kickl und Manfred Haimbuchner wieder markige Sager Richtung Bund „schickten“.
Ein ganz normaler 1. Mai am Urfahraner Donauufer. Man hätte meinen können, Andreas Gabalier hätte zum Megakonzert am Lieblingsvolksfest der Oberösterreicher geladen. Denn bereits kurz nach 7 Uhr waren die ersten Fans, stilecht in Tracht und „Hoamat“-Jacken, aufs Jahrmarktgelände gepilgert, um durch die Türen des Bierzelts die besten Plätze für die von ihnen so heiß ersehnte Show auszumachen. Aber natürlich gab sich nicht der VolksRock‘n‘Roller ein Stelldichein - sondern FPÖ-Bundesparteichef Herbert Kickl und sein Oberösterreich-Pendant auf Landesebene, Manfred Haimbuchner, für ihre schon traditionelle Mai-Kundgebung in Linz.
Neue Anhänger im Bierzelt
Um 8.52 Uhr war es dann schließlich soweit, die Tore öffneten sich und die wie immer mit kleinen Österreich-Fähnchen bestückten Biertische füllten sich im Nu. Was beim „Krone“-Lokalaugenschein in Gesprächen deutlich wurde: Während man früher in erster Linie die typischen Blau-Anhänger, die ohnehin den Jahrmarkt-Besuch am 1. Mai jedes Jahr dick im Kalender anstreichen, in den Reihen erspäht hatte, haben sich diese nun mit neuen Fans ergänzt. Unter anderem Menschen vom Land, die in Zeiten der Pandemie den Stich fürchtend ihre politische Heimat wechselten - aus einstigen tiefschwarzen Bauern wurden während Corona „fleißige“ blaue Landwirte.
„400 Asylwerber statt Polizisten“
10.16 Uhr zeigte die Uhr, als die John-Otti-Band mit „Iko Iko“ die Stimmung für den eigentlichen Haimbuchner/Kickl-Einpeitscher, den Linzer FP-Stadtchef Michael Raml, anheizte. Der kassierte gleich, nachdem er sich darüber beklagte, dass sich das Volkshaus in Ebelsberg in ein türkisches Wahllokal verwandelt hat, auch tosenden Applaus, als er meinte: „Wir Linzer fordern seit Jahren 100 Polizisten für mehr Sicherheit in unserer Stadt. Herbert Kickl hat uns als Innenminister Polizisten geschickt. Wen aber schickt uns ÖVP-Innenminister Gerhard Karner? Er macht das bisherige IBIS-Hotel und das ehemalige ÖBB-Lehrlingsheim rund um den Linzer Hauptbahnhof zu Asylgroßquartieren, es kommen 400 Asylwerber statt den so dringend benötigten Polizisten.“
„Regierung nimmt den Menschen ihre Träume“
Pünktlich um 10.30 Uhr feuerten die Ottis dann ihre halbe Playlist ab: „Marmor, Stein und Eisen bricht“, „Anita“, „Du hast mich 1000-mal belogen“ und andere Partyknaller, ehe Landesparteichef Haimbuchner vors Podium trat. Um der Bundesregierung gleich seine „Wünsche“ auszurichten: „Die lebensfernen Pläne der Bundesregierung - etwa im Bereich der Energiepolitik - bringen die Menschen um ihre Ersparnisse und gefährden unseren Wohlstand. Die Regierung nimmt den Menschen den Traum vom Eigenheim und vom eigenen Auto. Dagegen werden wir uns als FPÖ wehren. Wir stehen für einen pragmatischen Zugang in der Energiepolitik und nicht für einen linksgrünen Klima-Kommunismus.“
Kickl rechnet mit Regierung ab
Um 11.06 Uhr hatte unter wehenden Fahnen und „Herbert, Herbert“-Sprechchören dann schließlich der „Hauptact“, FPÖ-Bundesparteichef Herbert Kickl, seinen großen Auftritt. Und er legte gleich los. Das Land brauche einen freiheitlichen Bundeskanzler, den er als „Volkskanzler“ sehe, der der Bevölkerung diene und nach oben trete. Kickl verortete sich und seine Partei in der Mitte, „lasst euch von niemandem einreden, ihr seid der Rand der Gesellschaft“, ermutigte er seine Anhänger. Der FPÖ-Chef rechnete mit der Corona-Politik der Bundesregierung ab, deswegen sei er unversöhnlich gegenüber dieser Regierung. Der politische Mitbewerb, SPÖ, ÖVP, Grüne, alle bekamen ihr Fett ab. Außer der FPÖ gebe es laut Kickl in Österreich ohnehin nur noch eine Einheitspartei, „alle waren sie für den Bundespräsidenten Van der Bellen, alle haben sie beim Corona-Wahnsinn mitgemacht, alle rutschen sie auf den Knien nach Brüssel“.
„Haimbuchner hat sich als Innenminister empfohlen“
Einen Platz in seiner unterbewussten Ministerriege hat der „Volkskanzler“ anscheinend für einen Oberösterreicher reserviert. Denn zu den Worten seines Vorredners meinte er: „Manfred hat eine indirekte Bewerbung als Innenminister abgegeben.“ Und: Das nächste Bier versprach Kickl seinen Anhängern bei einem großen Volksfest vor dem Bundeskanzleramt.
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