Anhänger verhungert

Kenia: Sektenführer wegen Massentod vor Gericht

Ausland
02.05.2023 18:35

Nach dem mutmaßlichen Hungertod von mehr als einhundert Gläubigen in Kenia hat ein Sektenanführer am Dienstag vor Gericht erscheinen müssen. Die Staatsanwaltschaft kündigte in der Küstenstadt Malindi an, dass Paul Nthenge Mackenzie des Terrorismus angeklagt werden soll. Ihm werde zudem Mord, Entführung und Kinderquälerei vorgeworfen. Die über hundert Leichen waren zuletzt in einem Wald nahe Malindi gefunden worden. Bei einem Großteil handelt es sich um Kinder.

Nach ersten Angaben von Forensikern zeigen die Leichen Anzeichen von Verhungern, andere Opfer erstickten offenbar. Der selbst ernannte Prediger Mackenzie wird verdächtigt, die Anhänger seiner sogenannten Internationalen Kirche der guten Nachricht zum Verhungern gezwungen zu haben. Er soll seine Anhänger aufgerufen haben, sich zu Tode zu hungern, um „Jesus zu begegnen“. Er hatte sich Mitte April der Polizei gestellt.

Angehörige suchen nach Vermissten
In dem kleinen Gerichtssaal in Malindi drängten sich am Dienstag zahlreiche Angehörige der Opfer. Der mit einer rosa-schwarzen Jacke bekleidete Mackenzie wurde zusammen mit acht weiteren Angeklagten von Polizeibeamten hereingebracht. Er erschien laut dem Bericht eines AFP-Reporters äußerlich ruhig.

Jacob Inje vermisst seinen Neffen, der womöglich unter den Opfern des Kultes ist. (Bild: AFP)
Jacob Inje vermisst seinen Neffen, der womöglich unter den Opfern des Kultes ist.

Nach einer kurzen Anhörung wurde der Fall an das Oberste Gericht in Kenias zweitgrößter Stadt Mombasa verwiesen, das nach Angaben der Staatsanwaltschaft für die Bearbeitung von Fällen „im Rahmen des Terrorismusbekämpfungsgesetzes“ zuständig ist.

Weiterer Prediger angeklagt
Ein offenbar mit Mackenzie verbündeter einflussreicher Fernsehprediger sollte seinerseits am Dienstag vor einem Gericht in Mombasa erscheinen. Ezekiel Odero werden Beihilfe zum Suizid, Betrug und Geldwäsche vorgeworfen. Die Staatsanwaltschaft beantragte seine Inhaftierung für weitere 30 Tage.

Einer von Oderos Anwälten sagte Reportern vor dem Gericht, es gebe keine Beweise für eine Verbindung zwischen dem Prediger und den Toten im Shakahola-Wald. Währenddessen versammelten sich vor dem Gericht etliche von Oderos Anhängern, die sangen und beteten, während einige in Tränen ausbrachen. Im hauptsächlich christlich geprägten Kenia sind mehr als 4.000 Kirchen registriert.

Versuche, Betrügern und Scharlatanen das Handwerk zu legen, scheiterten bisher an dem Vorwurf, dies verletze die Religionsfreiheit. Kenias Staatschef William Ruto hatte nach den erschütternden Funden angekündigt, mit aller Härte gegen „inakzeptable“ religiöse Bewegungen vorzugehen.

Porträt von krone.at
krone.at
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