Dass sich die Teuerung in Österreich im April erneut beschleunigt hat, lässt bei den Experten des Österreichischen Instituts für Wirtschaftsforschung (WIFO) nun die Alarmglocken klingeln. Denn: Österreich ist inzwischen das viertteuerste Land in der Eurozone geworden. Die Preise liegen mittlerweile bereits 9,6 Prozent über dem Durchschnitt der Eurozone.
Seit 2003 erhebt die EU die Preisniveaus in ihren Mitgliedsländern. Damals gab es noch kaum einen Unterschied im allgemeinen Preisniveau zwischen Deutschland und Österreich. Bis inklusive 2006 änderte sich noch wenig, ab 2007 - damals herrschte Hochkonjunktur - weitete sich der Abstand zügig aus und ist bis 2020 auf fast zehn Prozent gestiegen, so WIFO-Inflationsexperte Josef Baumgartner.
Preisabstand zu Deutschland bleibt hoch
Auch wenn die Inflation in Österreich 2021/2022 eine Zeit lang niedriger war als in Deutschland und es sogar eine leichte Annäherung gegeben hat, bleibt der Preisabstand zu unserem Nachbarland hoch. Vergleiche des Preisniveaus liegen nur bis 2021 vor, die Berechnung ist kompliziert und mit der Inflationsrate verwoben, aber nicht ganz ident, so Baumgartner.
„Gefahr, dass wir uns Richtung Rang drei bewegen“
Das hat auch dazu geführt, dass Österreich inzwischen das viertteuerste Land in der Eurozone geworden ist - während Deutschland wie vor 20 Jahren ungefähr auf Rang acht liegt. Damals startete Österreich auf Rang sieben. „Wir laufen eher Gefahr, dass wir uns Richtung Rang drei bewegen“, so WIFO-Experte Baumgartner. An der Spitze liegen derzeit Luxemburg, Finnland und Irland.
Stark erhöhte Preise im Vergleich zu EU-27
Auch im Vergleich zur ganzen EU-27 hat sich das Preisniveau in Österreich ebenfalls stark erhöht. Der Preisabstand hat sich seit dem Jahr 2003 von rund acht auf rund 15 Prozent nahezu verdoppelt.
Vor allem Nahrungsmittel deutlich teurer
Noch größer ist der Preisunterschied zwischen Österreich und Deutschland, wenn man einzelne Warengruppen herausnimmt und nicht den gesamten Warenkorb auf einmal betrachtet, gibt Baumgartner zu bedenken. Nahrungsmittel etwa waren rund um Österreichs EU-Beitritt in Deutschland um drei bis fünf Prozent billiger. 2020 lag der Abstand bei 20 Prozent - auch wenn er 2021 und 2022 wieder zurückgegangen sein dürfte.
WIFO-Chef: „So kann das nicht weitergehen“
Weil Österreich bei der Inflationsrate auffallend schlechter abschneidet als der Schnitt der anderen Euro-Länder, wo die Teuerung ihren Höhepunkt offenbar bereits überschritten hat, fordert WIFO-Chef Gabriel Felbermayr nun einen Kurswechsel. „So kann das nicht weitergehen. Der Abstand zur Eurozone macht u.a. Sorgen“, twitterte er am Dienstag (Tweet oben). Es brauche eine aktive Stabilisierungspolitik, forderte er.
Felbermayr erwartet für das Gesamtjahr eine höhere Teuerung und warnt, dass der wachsende Inflationsunterschied zur Eurozone die Wettbewerbsfähigkeit Österreichs gefährde. Der große Abstand müsse zu denken geben, Österreich müsse „die Inflationsdynamik brechen“, sagte der WIFO-Chef am späten Dienstagabend in der „ZiB 2“.
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