Sucht-Krankenhaus:

Jugendliche kommen immer leichter an Alkohol

Vorarlberg
03.05.2023 17:55

Der Jahresbericht der Stiftung Maria Ebene zeigt, dass in Krisenzeiten die Gefahr, in eine Sucht zu kippen, besonders hoch ist. Alarmierend sind auch die Ergebnise von Testkäufen. 

Erst die Coronapandemie, von deren Folgen alle betroffen waren, dann auch noch Inflation und Ukraine-Krieg: Die Häufung von Krisen führe in der Bevölkerung zu Verunsicherung, in weiterer Folge könne ein Cocktail wie dieser insbesondere bei vulnerablen Gruppen zu einer verstärkten Suchtproblematik führen, meinte Primar Philipp Kloimstein von der Stiftung Maria Ebene, der am Mittwoch den Jahresbericht der Vorarlberger Institution vorlegte. 

Die Zahlen sprechen für sich: Im vergangenen Jahr wurden insgesamt 1194 Personen ambulant behandelt. Nur im Spitzen- und Ausnahmejahr 2021 waren es mehr, nämlich 1249. Im Vergleich zum Vor-Krisenjahr 2019 verzeichnete die Stiftung ein Patienten-Plus von 1,9 Prozent. 500 Patient:innen wurden 2022 stationär betreut, die durchschnittliche Auslastung der stationären Einrichtungen lag damit bei 82 Prozent.

Primar Philipp Kloimstein spricht sich gegen de Kriminalisierung von Suchtkranken aus. (Bild: Mathis Fotografie)
Primar Philipp Kloimstein spricht sich gegen de Kriminalisierung von Suchtkranken aus.

Multipler Substanzenmissbrauch
Auch die drei Standorte der Beratungsstelle Clean waren gefragt: 37.268 Leistungen an Klienten und Klientinnen, also etwa psychosoziale Beratungen, Psychotherapien und medizinische Behandlungen wurden von den Mitarbeitern geleistet - im Vergleich zum Vorjahr ein Plus von 5,4 Prozent. Beim Suchtverhalten gab es keine großen Veränderungen. Nach wie vor liegt der multiple Substanzenmissbruch an Platz 1, gefolgt von Cannabis und Opiaten.

Legalisierungsdebatte
Im Zusammenhang mit der Legalisierungsdebatte rund um Cannabis ist Kloimstein wichtig, dass suchterkrankte Menschen nicht kriminalisiert werden. „Schließlich handelt es sich hier um eine Krankheit. Zu bedenken ist aber insbesondere, dass das heutige Cannabis gezielt gezüchtet wird und aufgrund des gestiegenen THC-Gehalts stärker wirkt, mit all seinen Gefahren. Durch regelmäßigen Konsum wird gerade bei Jugendlichen die Gehirnentwicklung negativ beeinflusst. Dem Jugendschutz kommt daher in der Legalisierungsdebatte eine ganz zentrale Rolle zu und eine Freigabe für unter 18-Jährige wäre hier maximal problematisch.“

Alkohol einfach kaufen
Auffällig ist auch, Kids und Jugendliche immer einfacher an Alkohol kommen. In 43 Prozent von durchgeführten Testkäufen erhielten Jugendliche Alkohol, obwohl sie noch nicht alt genug waren. Vor drei Jahren lag dieser Prozentsatz nach unter 20. Hier besteht also Handlungsbedarf.

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