Fortsetzung im Prozess um das von Corona geplagte Pflegeheim Tannenhof in der Steiermark: Lange existierte kein Präventionskonzept. Obwohl Corona da bereits wütete. Die Richterin am Straflandesgericht Leoben wollte von einem Angeklagten wissen, wie das möglich war.
Träger als angenommen gestalten sich die Einvernahmen der fünf Angeklagten rund um den Skandal im Mürztaler Pflegeheim Tannenhof. Während die ehemaligen Geschäftsführer – Vater und Sohn – die Aussage von Vornherein verweigern, zog sich die Befragung des Ex-Heimleiters über etliche Stunden.
Corona-Präventionskonzept
Am Mittwoch ging es hauptsächlich um ein Corona-Präventionskonzept. Dieses habe es zwar gegeben, die Pflegedienstleiterin meinte aber, dies passe nicht für den Tannenhof. „Das muss eine Hygienefachkraft machen, sagte sie. Dann ist sie auf Kur gegangen“, führt der Angeklagte aus. Eine Hygienefachkraft war übrigens seit 2018 nicht mehr im Haus tätig.
„Zweieinhalb Monate ist nichts passiert!“
„Was haben Sie in der Zeit gemacht, als sie auf Kur war?“, fragt die Richterin. Eine konkrete Antwort bleibt aus, erneut verweist er auf die Pflegedienstleitung. Er hätte es akzeptieren müssen, dass sie das Konzept nicht wollte. „Kann es sein, dass Sie über die lange Zeit einfach nichts gemacht haben? Laut Organigramm sind Sie der Pflegedienstleitung übergeordnet. Ihre Chefs haben Sie auch nicht informiert!“
„Hätte ich sie gemeldet, wäre sie gekündigt worden“, rechtfertigt er sich. Fazit der Vorsitzenden: „Zweieinhalb Monate ist nichts passiert!“
Kann es sein, dass Sie über die lange Zeit einfach nichts gemacht haben? Laut Organigramm sind Sie der Pflegedienstleitung übergeordnet.
Die Richterin
Wie schlimm die Lage bereits war, zeigt diese Geschichte: Aufgrund der Personalnot wechselte der Heimleiter mit seiner Sekretärin Wundverbände und teilte Tabletten aus. „Spätestens da muss klar gewesen sein, dass es brennt“, wundert sich die Richterin.
Mitarbeiter-Befragung per WhatsApp
Kurz darauf war der Angeklagte seinen Job los. Die Vorgehensweise klingt skurril: Über eine WhatsApp-Gruppe stimmten die Mitarbeiter über seinen Verbleib ab. Sie sprachen sich gegen ihn aus. Ein weiterer Vorwurf war nämlich aufgetaucht: Laut Mitarbeitern soll er die Weisung gegeben haben, Schutzausrüstung mehrfach zu verwenden. „So eine Weisung hat es nie gegeben“, wehrt er sich.
Der Tiefpunkt folgte wenige Tage später: Das Bundesheer rückte an. Zu diesem Zeitpunkt war das gesamte Pflegeheim kontaminiert.
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