Ärztekammer warnt:

„Wiens Kliniken droht ein langsames Sterben“

Wien
03.05.2023 18:00

Heftige Kritik übt jetzt die Ärztekammer am Gesundheitsverbund und am Wiener Stadtrat Peter Hacker. Sie würden die Krise noch verschärfen.

Mitte Februar lud Wiens Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) zum Gesundheitsgipfel ins Rathaus. Damals vereinbart: intensive Gespräche zwischen Wiener Gesundheitsverbund, Gesundheitsstadtrat Peter Hacker und der Wiener Ärztekammer. Gemeinsam sollte eine Lösung für die Spitalskrise gefunden werden.

„Zwei Monate im Kreis geschickt“
Passiert sei bisher nichts, heißt es jetzt von der Ärztekammer. Kammer-Vize Dr. Stefan Ferenci spart nicht mit Kritik: „Wir wurden zwei Monate lang im Kreis geschickt und immer wieder vertröstet. Ich frage mich, wie dieses Management in der Lage sein soll, die Probleme in Wiens Spitälern überhaupt zu lösen.“ Bei der Stadt widerspricht man. Es hätte sehr wohl Gespräche gegeben.

Ärztekammer-Vize Dr. Stefan Ferenci (links) und Dr. Eduardo Maldonado-González warnen vor einem Sterben der Kliniken. (Bild: Zwefo)
Ärztekammer-Vize Dr. Stefan Ferenci (links) und Dr. Eduardo Maldonado-González warnen vor einem Sterben der Kliniken.
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In Wiens Spitälern herrscht ein Flächenbrand, und den müssen wir jetzt löschen, indem wir das Personal zurückbringen.

Dr. Stefan Ferenci

Währenddessen reißen die Probleme in den heimischen Kliniken nicht ab. „Teilweise assistieren sich die Ärzte bei wichtigen Operationen gegenseitig, und manche Nachtdienste müssen Physiotherapeuten statt Pfleger übernehmen. Die gesperrten Betten in den einzelnen Standorten entsprechen mittlerweile der Kapazität einer ganzen Klinik“, so Dr. Eduardo Maldonado-González.

Und er warnt: „Wenn wir jetzt kein Geld in die Hand nehmen, um die Personalflucht zu stoppen, wird das Managementversagen des Wigev bald auf Kosten von Menschenleben gehen.“

Ärztekammer mit einem 10-Punkte-Sofortprogramm
Die Ärztekammer fordert unter anderem eine Rückkehr- sowie eine Bleibeprämie von jeweils 24.000 Euro für alle Angehörigen von Gesundheitsberufen. Damit soll der akute Personalmangel bekämpft werden. Geschätzte Kosten alleine für die Bleibeprämie für zwei Jahre: 675 Millionen Euro.

Die Forderungen der Ärztekammer

  • Besetzung sämtlicher offener Dienstposten durch eine Anwerbe- und Rückholoffensive
  • Eine Rückkehrprämie in Höhe von 24.000 Euro, steuer- und sozialversicherungsfrei für alle Angehörigen von Gesundheitsberufen, die die Wiener Spitäler in den letzten fünf Jahren verlassen haben (mit gleichzeitiger Verpflichtung, in den nächsten zwei Jahren in einem Wiener Spital zu arbeiten)
  • Eine Bleibeprämie in Höhe von 24.000 Euro, steuer- und sozialversicherungsfrei für alle Angehörigen von Gesundheitsberufen, die die Wiener Spitäler in den letzten Jahren am Laufen gehalten haben (mit gleichzeitiger Verpflichtung, in den nächsten zwei Jahren in einem Wiener Spital zu arbeiten)
  • Marktkonforme Gehälter, die Nacht-, Wochenend- und Feiertagsdienste, Rufbereitschaften und die körperlich und emotional belastende Spitaltätigkeit adäquat abgelten
  • Anrechnung aller Vordienstzeiten, substanzielle Zulagen für akute Mangelfächer
  • Rechtzeitige Nachbesetzung inkl. überlappender Besetzung von geplanten und absehbaren Personalabgängen
  • Etablierung externer Pooldienste zur Herstellung von Dienstplansicherheit; vermehrtes Zulassen freiberuflicher Tätigkeiten im Spital

„Geldmangel lassen wir nicht gelten, wenn man sich ansieht, wie viele Milliarden in den vergangenen Jahren an Covid-Hilfen für nicht nur Not leidende Unternehmen ausbezahlt wurden. Wir werden auf jeden Fall alles tun, um die Spitäler zu retten, und sie nicht langsam sterben lassen“, so Ferenci.

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