Anschlag auf Putin?
Experte: „Krieg nun in noch gefährlicherer Phase“
Russland wirft der ukrainischen Führung einen Anschlagsversuch gegen Staatschef Wladimir Putin vor: Moskau will nach eigenen Angaben zwei ukrainische Drohnen mit dem Ziel Kreml in Moskau abgeschossen haben. Unabhängige Beweise gibt es dafür jedoch noch nicht.
„Die Wucht des Einschlags erinnerte an einen Donner“, beschrieben Bewohner der Serafimowitsch-Straße die nächtliche Drohnenattacke. Und im Haus an der Uferstraße Ansässige sprachen von Blitzen am Himmel und Menschen mit Taschenlampen, die nach dem Krach an der Kreml-Mauer hantierten. Die Beleuchtung des Kremls und der Kreml-Uferstraße ist nach Angaben von Augenzeugen nach wie vor ausgeschaltet.
Gescheiterter Vertuschungsversuch
Der Historiker und Russland-Experte vom Ludwig Boltzmann Institut für Kriegsfolgenforschung Peter Ruggenthaler ortet einen Vertuschungsversuch des Kremls. Dafür spreche neben der ausgeschalteten Straßenbeleuchtung auch der Umstand, dass der Vorfall erst so spät von offizieller Seite bekanntgegeben wurde - vermutlich, weil es nicht mehr möglich war, das nächtliche Ereignis vor der Bevölkerung totzuschweigen.
Laut Ruggenthaler ist die Attacke eine Drohgebärde aus der Ukraine. Kiew will dem Forscher zufolge seine Macht demonstrieren und Moskau zeigen, wozu das Land mittlerweile fähig ist. „Dafür ist es auch bereit, das Risiko eines Gegenschlags gegen Kiew und die Kiewer Machtzentrale in Kauf zu nehmen - weil es sich in Sicherheit wägt“, so der Russland-Kenner weiter. Dies läute einen Übergang zu einer neuen, gefährlicheren Phase des Krieges ein.
Auf offizieller Ebene wird sich Kiew laut dem Historiker natürlich nicht zu der Attacke bekennen. Denn bekanntlich versuchen die USA, die Ukraine zu bremsen. Es sei eine Gratwanderung, Russland im Innersten zu bedrohen und es sich anderseits nicht mit den Verbündeten zu verscherzen.
Provokation
Nicht auszuschließen ist laut dem Wissenschafter auch, dass es sich um eine Provokation des Kremls handelt mit dem Ziel, letztlich den derzeit in Finnland weilenden ukrainischen Staatschef Wolodymyr Selenskyj auszuschalten. „Die russische Seite behält sich das Recht vor, Vergeltungsmaßnahmen zu ergreifen, wenn sie es für angebracht hält“, hatte die russische Führungsspitze nach dem vermeintlichen Anschlag verkündet.
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