„Für viele dieser Mädchen war Fußball der wichtigste Bestandteil ihres Lebens“, beschreibt die Staatsanwältin, wie der angeklagte Trainer des First Vienna FC seine Stellung missbrauchte und die Mädchen berührte und sexuelle Handlungen mit ihnen durchführte.
Ab 2014 war der 40-Jährige für den Fußballverein als Trainer der Mädchen- und Frauenmannschaft tätig. Zuerst bei der U15 und U16, dann auch bei der Kampfmannschaft. Sieben Mädchen soll er in dieser Funktion sexuell berührt haben, mit manchen sogar geschlechtliche Handlungen durchgeführt haben.
Autoritätsverhältnis missbraucht?
Er habe als Trainer „wichtige Entscheidungen getroffen“ - wer sitzt auf der Bank, wer wird in Spielen eingesetzt, wer wird die Kapitänin der Mannschaft - und habe diese als Druckmittel für die angeklagten Handlungen verwendet. Die Staatsanwaltschaft klagt deswegen den Missbrauch eines Autoritätsverhältnisses an.
Tatsachengeständige Verantwortung
„Er ist halt als Trainer All-In gegangen“, beschreibt ihn sein Verteidiger Walter Pirker. Aber: „Das, was ihm im Strafantrag vorgeworfen wird, hat er nicht gemacht.“ Besonders die geschlechtlichen Handlungen seien auf keinen Fall passiert, gibt der Anwalt stellvertretend an.
Es gibt insbesondere diese vielen Popo-Klatscher.
Verteidiger Walter Pirker
Dennoch habe er nicht alles richtig gemacht. „Es gibt insbesondere diese vielen Popo-Klatscher“, räumt Pirker ein. Auch Berührungen hätte es sehr wohl gegeben. Jedoch nicht im sexuellen Kontext. Er hätte die Mädchen lediglich eingecremt und massiert, als der Physiotherapeut ausfiel. „Die Einfärbung, in der das hier vorgebracht wird, dagegen wehrt er sich aber.“
Alles erfunden und gelogen, wenn es nach dem ehemaligen Frauen- und Mädchentrainer geht. Die Opfer seien zornig, weil sie nicht gut genug waren, in den Spielen nicht mehr eingesetzt wurden. Ein paar Berührungen hätte es gegeben, die meisten aber unabsichtlich. Sexueller Natur waren sie aber auf gar keinen Fall. Laut Anklage war da aber durchaus mehr: mit einer 15-jährigen Fußballspielerin soll es sogar zum Sex gekommen sein.
Wenn’s so weiter geht, schei* ich auf 18. Bissi Gefängnis schadet nicht.
Nachricht des Angeklagten an einen Kumpel
Das sei aber „alles von ihr erfunden“, will der gelernte Medientechniker gelassen wissen. Das vergeht ihm als Richter Stefan Apostol ihm eine Nachricht von ihm vorhält: „Wenn’s so weiter geht, schei* ich auf 18. Bissi Gefängnis schadet nicht.“ - ein „dummer Scherz“ ...
Sportliche Leiterin Nina Burger setzte sich für Aufklärung ein
Im Juli 2022 wurden diese Vorwürfe laut. Die sportliche Leiterin der Frauen Nina Burger ließ damals stellvertretend für den Verein an aktive und ehemalige Spielerinnen ausrichten: „Das Ziel ist einerseits die lückenlose und transparente Aufklärung, andererseits die Erstellung eines Maßnahmenplans, um Machtmissbrauch und persönlichen Übergriffen jeder Art künftig noch besser vorzubeugen.“ Daraufhin meldeten sich sieben Mädchen und belasteten den Trainer schwer. Sie sagen Ende Juli vor Gericht aus.
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