Am Mittwoch wurde in einem Siedlungsgebiet in Pürbach, einer Katastralgemeinde von Schrems im Bezirk Gmünd in Niederösterreich, ein Wolf gesichtet und fotografiert. Wildtierexperte Aldin Selimovic spricht im „Krone“-Gespräch von relativ eindeutigen Aufnahmen, die auf einen Wolf deuten.
Augenzeuge Rene Koppensteiner beobachtete den Wolf, als er seelenruhig auf der Hauptstraße bei einem Bahnübergang spazierte. Koppensteiner war gerade mit dem Auto unterwegs, als er dem Tier über den Weg lief und sofort zum Smartphone griff. Es sei ein ausgewachsenes Tier gewesen, nach ein paar Minuten sei es wieder Richtung Wald verschwunden, schilderte der Augenzeuge gegenüber dem ORF NÖ.
Bei dem Vorfall in Pürbach handelt es sich laut dem Wolfsbeauftragten Aldin Selimovic um eine gut dokumentierte Sichtung, wie die Fotos auf Facebook beweisen. Die Fellzeichnung und die Körperhaltung des Tieres lassen ihn davon ausgehen, dass es sich hier wirklich um einen Wolf handelt.
„Kein normales Verhalten“
Dass ein Wolf tagsüber durch den Ort laufe und nicht ängstlich wirke, sei „kein normales Verhalten“, so der Wolfsbeauftragte. Umliegenden Waldflächen wäre der Wolf fern geblieben. Es sei sehr ungewöhnlich, dass sich das Tier am helllichten Tag so großer Gefahr aussetze. Ursachen könnten einerseits eine Verletzung oder Krankheit sein, andererseits könnte er auch im Müll oder in einem Kompost- oder Misthaufen nach Futter suchen. Die Situation sollte man im Auge behalten und im Fall einer erneuten Sichtung im Ort, das Verhalten des Wolfs genau beobachten, bevor eventuell weitere Maßnahmen ergriffen werden, so Selimovic.
„Der Fall wurde dem zuständigen Jäger gemeldet, der entscheidet, ob das Tier vergrämt oder entnommen wird“, hieß es vom NÖ Jagdverband. Mit 3. April trat die neue Wolfsverordnung in Kraft, die Maßnahmen gegen „Problemwölfe“ wie Vergrämung oder Abschuss nun rascher und unter genauen Vorgaben ohne vorherige behördliche Anordnung möglich macht.
Der Jagdverband hielt fest, dass bei „unerwünschtem Verhalten“ der Jäger den Wolf mit Warn- oder Schreckschüssen an Ort und Stelle vergrämen dürfe, um das Tier zur Flucht zu veranlassen. Wenn das Tier hier „problematische Verhaltensweisen“, etwa eine „unprovozierte Aggressivität gegenüber Menschen“ zeige, habe innerhalb von vier Wochen im Jagdgebiet eine Entnahme zu erfolgen. Jede Maßnahme sei der zuständigen Bezirkshauptmannschaft zu melden. Dabei müssten die relevanten Umstände des Einschreitens sowie die Art und Weise dargelegt werden.
Population in NÖ wächst
Mittlerweile wurden im Waldviertel vier Rudel bestätigt. Neben Populationen in Allentsteig und Gutenbrunn kamen im letzten Jahr Vorkommen in den Regionen rund um Arbesbach und Harmanschlag hinzu. Der in Pürbach gesichtete Wolf könne demnach aus dem Rudel Harmanschlag stammen oder ein noch wandernder Wolf sein, deutet Selimovic. Handle es sich um Letzteren, sei es gut möglich, dass der „Wanderwolf“ schon wieder weitergezogen sei.
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.