Der „Roller-Boom“ ist vor allem in Graz groß: Wir haben den einzigen Vertragshändler der Murstadt besucht.
Vor 17 Jahren, am 2. April 1996, machte Bernhard Faber (im Bild unten) seinen Traum wahr – der leidenschaftliche Vespa-Schrauber und -Sammler löste den Gewerbeschein für Kfz-Handel und startete sein Unternehmen in der elterlichen Garage.
Nach Abschluss der Meisterprüfung für Kfz-Technik konnte am 11. April 2006 das zweite Kapitel von „Börni“ in der Harterstraße beginnen. 2007 wurde der erste Mitarbeiter eingestellt, 2008 der erste Lehrling, 2011 gab es den lang ersehnten Händlervertrag mit Piaggio/Vespa. Im Vorjahr wurde eine neue Werkstatt eröffnet, heute zählt das Team 18 Mitarbeiter.
Wie das Geschäft läuft? „Jedes Jahr denke ich mir, mehr geht nicht. Aber es geht, der Boom ist ungebrochen“, sagt Faber. Die Möglichkeit, mit dem B-Führerschein ein 125er-Modell zu fahren, gab einen enormen Schub, die Corona-Zeit ließ noch einmal Rekorde purzeln - viele gönnten sich eine Vespa als Urlaubsersatz. Was macht die Faszination Vespa aus? „Der Mensch sehnt sich nach Tradition“, weiß der Experte, „und die Vespa steht für ein bestimmtes Lebensgefühl, für Urlaubsstimmung. Und man bekommt beim Fahren den Kopf frei, vergisst den Stress.“ Graz gilt ja als DIE Vespa-Hauptstadt, an die 13.000 rollen durch die Stadt - und die Zahl wird weiter steigen. Baustellen, Parkplatzmangel, Klimakleber, Staus - das alles befeuert diesen Trend.
Wie der typische Vespa-Fahrer aussieht, haben wir Börni gefragt. „Er wird älter, ist über 30. Viele Kunden kaufen erst mit über 50 Jahren ihre erste Vespa. Und der Frauenanteil steigt und steigt, bald steht es 50:50.“ Dutzende seiner Kunden sind über 80, einer wird „Onkel Heinzi“ genannt, ist bald 90 – „und hat in den letzten 17 Jahren bereits achtmal seine letzte Vespa gekauft“, schmunzelt der dreifache Papa. Auch in Erinnerung ist Faber eine Damenrunde: „Eine Frau gönnte sich zum 50er eine Vespa, nahm drei Freundinnen mit. Raus gegangen sind sie mit vier Vespas.“
Kunden hat Börni auch in vielen Teilen Europas – „weil wir alles individualisieren, den Kundenwünschen anpassen“. Die teuerste „Wespe“ (eine Dior) im Laden kostet übrigens 50.000 Euro...
Die Vespa gilt - seit nun bald acht Jahrzehnten - nicht nur als beliebtes Fortbewegungsmittel, sie ist längst zum Kult geworden, knapp 20 Millionen Roller wurden weltweit bereits verkauft. Übrigens: In keinem anderen Land kann Vespa auf einen so hohen Marktanteil verweisen wie in Österreich. Graz nimmt dabei eine große Rolle ein - schließlich gilt die Murmetropole als Vespa-Hauptstadt Österreichs.
Am 23. April 1946 wurde die Vespa vom italienischen Unternehmen Piaggio zum Patent angemeldet. Seitdem erobert der Roller Straßen auf der ganzen Welt.
Die Verkaufsrekorde halten an: Bei den Rollern gab es bei den Verkäufen 2022 in Österreich einen Dreifachsieg für die Vespa. Von der GTS 300 wurden 3133 Stück verkauft, von der GTS 125 2425 Stück, von der Primavera 1257. Auf Rang vier: Honda PCX mit 525 Stück.
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