1,5 Millionen Österreicherinnen und Österreicher sind armutsgefährdet: Die Caritas fragte nun bei den Ärmsten nach, wie sich die Situation nach Corona entwickelt hat - die Ergebnisse lassen jedenfalls Schlimmes befürchten.
Können Sie Ihren Kindern noch warmes Essen auf den Tisch stellen, können Sie Ihre Wohnung noch heizen oder sind Sie deshalb schon über beide Ohren verschuldet? Wenn letzteres auf Sie zutrifft, dann gehören Sie zu den 201.000 Personen in unserem Land, die besonders in der Armutsfalle feststecken.
Trotz der Erholung am Arbeitsmarkt treiben Inflation und Teuerung immer mehr Menschen ins gesellschaftliche Abseits. Unter dem Begriff „materiell und sozial depriviert“ verstecken sich unzählige herzzerreißende Einzelschicksale, die selten gehört werden. Die Caritas verleiht den Betroffenen nun eine Stimme und befragte gemeinsam mit dem Meinungsforschungsinstitut SORA insgesamt 400 Klienten der eigenen Sozialberatungsstellen in Wien und Niederösterreich, wie ihre komplexe Lebenssituation im Detail aussieht. Die traurigen Eckpunkte der aktuellen Studie:
Langfristige Hilfe wird von Politik eingefordert
Die Experten sind von den Ergebnissen wenig überrascht, die Entwicklungen geben zu denken: „Wir reden hier nicht mehr von Einzelfällen – wir reden von sehr vielen Menschen, die in beklemmender Art und Weise unter den Folgen von Teuerung und Inflation leiden. Die Betroffenen werden langfristig Hilfe benötigen, und hier ist einerseits gesellschaftliche Solidarität und andererseits der Sozialstaat gefragt“, betont Klaus Schwertner, Direktor der Caritas Erzdiözese Wien.
Eine Situation, die Ljubica Petrovic bestens kennt. Die 40-Jährige kann aufgrund einer Verletzung und dauerhaftem Schmerz nicht Vollzeit arbeiten. Eine Kirche in Wien gab ihr die Chance, in Teilzeit beschäftigt zu sein. Das Geld, das sie bekommt, reicht aber nicht mehr, wie sie im „Krone“-Gespräch in der Lebensmittelausgabestelle in der Penzinger Karlingergasse betont.
Viele Leute schauen auf einen herab, wenn man arm ist. Man ist aber nicht arm, weil man faul ist. Armut hat viele Gründe, Krankheit zum Beispiel.
Ljubica Petrovic kann sich trotz Arbeit das Leben nicht leisten.
Bild: Zwefo
Dutzende Wiener stehen hier am Donnerstag Schlange, um sich die notwendigsten Lebensmittel günstig abzuholen. Laut Ljubica werden es immer mehr. Ihr stehen nach eigenen Angaben rund 40 Euro pro Woche zur Verfügung, um sich zu versorgen. Einkaufsbummel, essen gehen oder Party machen seien für sie - und viele andere - schon lange nicht mehr möglich.
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