Am Donnerstag ist der 78. Jahrestag der Befreiung der Konzentrationslager Mauthausen und Gusen in Oberösterreich gedacht worden. Aus diesem Anlass besuchten Politiker wie Innenminister Gerhard Karner, Kanzler Karl Nehammer und Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka (alle ÖVP) die Gedenkstätten. Karner traf in Gusen auch den polnischen Holocaust-Überlebenden Stanislaw Zalewski.
Zalewski (97) wurde mehr als 500 Tage im KZ Mauthausen beziehungsweise im Außenlager Gusen unter grauenvollen Bedingungen als Zwangsarbeiter missbraucht. „Ich bin tief beeindruckt von der Persönlichkeit Stanislaw Zalewski. Dieser Menschen wurde geschunden und geknechtet und beeindruckt mit seinen 97 Jahren durch seinen positiven Willen, Offenheit und Lebensfreude“, sagte Innenminister Karner nach dem Treffen. Er besuchte am Donnerstag gemeinsam mit Kanzler Nehammer, Sobotka sowie Oberösterreichs Landeshauptmann Thomas Stelzer (ÖVP) und weiteren Mitgliedern der Bundesregierung die Gedenkstätten in Mauthausen und Gusen.
90.000 Tote in Konzentrationslagern
Mehr als 90.000 Menschen haben in Österreichs Lagern während der NS-Zeit ihr Leben verloren. Bei der Gedenkveranstaltung wurde ihre Namen vorgelesen und von einer Licht- und Klanginstallation begleitet. „Der heutige Gedenkakt ist Teil der aktiven Erinnerungskultur an die Opfer der Konzentrationslager“, sagte Karner bei seinem Besuch.
In den vergangenen Jahren wurde die Gedenkarbeit auf dem Gelände der ehemaligen Lager regelmäßig weiterentwickelt. Seit 20 Jahren gibt es ein Zentrum für Besucherinnen und Besucher, vor zehn Jahren wurde die Ausstellung neu gestaltet. Im Vorjahr kaufte die Republik zentrale Flächen des ehemaligen Mauthausen-Nebenlagers an. Darunter sind der ehemalige Appellplatz, der Schotterbrecher und zwei SS-Verwaltungsgebäude. Unterschiedliche Gruppen wie Anrainerinnen und Anrainer sowie Gedenkinitiativen sollen sich an einer neuen Gestaltung des KZ Gusen beteiligen können.
Neuer Fonds für Schulklassen
Die Bundesregierung richtet nun auch einen neuen Fonds ein, um den Besuch von Gedenkstätten für Schülerinnen und Schüler zu fördern. Ab dem kommenden Schuljahr werden Klassen der achten Schulstufe mit bis zu 500 Euro unterstützt, um die KZ-Gedenkstätte Mauthausen und Gusen sowie die ehemaligen Außenlager Ebensee und Melk zu besuchen. Insgesamt gibt es jährlich 1,5 Millionen Euro.
„Der Besuch von Gedenkstätten durch Schülerinnen und Schüler ist eine zentrale Maßnahme zur Stärkung der Erinnerungskultur. Klar ist, dass Bildung und Wissenschaft für ein ‘Nie-Wieder‘ eine zentrale Rolle spielen und wir schon früh ein umfassendes Geschichts- und Demokratiebewusstsein vermitteln müssen (...)“, sagte Bildungsminister Martin Polaschek (ÖVP) in einer Aussendung. Der Präsident der Israelischen Religionsgesellschaft, Oskar Deutsch, sprach von einem „wichtigen Beitrag für die Bewusstseinsbildung und den Kampf gegen Antisemitismus.“ Inzwischen könnten leider immer weniger Zeitzeuginnen und Zeitzeugen mit jungen Menschen in Kontakt treten.
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