Propaganda-Jagd
Sager brachte Jugendlichen auf Krim in Gefahr
Ein - unter diesen Umständen - wohl etwas unbedachter Sager brachte nun einen jungen Mann auf der Krim in die Bredouille. Im Vorbeigehen reagierte er auf eine Frage einer deutschen Putin-Propagandistin: „Ich bin für die Ukraine“. Nur kurz darauf machten prorussische Blogger Jagd auf ihn.
„Fürchtet ihr euch nicht vor der ukrainischen Gegenoffensive?“, fragte die deutsche Putin-Propagandistin Alina Lipp die zwei herannahenden Jugendlichen in der Stadt Jalta auf der Krim. Salopp antwortete der junge Mann, dass sie ohnehin auf Seite der Ukraine stünden.
Jagd auf Jugendlichen nach Video
Lipp, in Propagandakreisen keine Unbekannte, nutzte daraufhin den Videomitschnitt, um Stimmung gegen den jungen Mann zu machen. Die 29-Jährige stammt ursprünglich aus Hamburg, wohnt aber seit 2021 überwiegend in der von Russland besetzten ukrainischen Stadt Donezk. In Deutschland läuft gegen sie ein Ermittlungsverfahren wegen Billigung von Straftaten in mehreren Fällen.
Zu Entschuldigung gezwungen?
Laut der Staatsanwaltschaft Göttingen soll sich Lipp immer wieder mit dem russischen Angriffskrieg auf die Ukraine solidarisiert und diesen gutgeheißen haben. Ihr nun auf Telegram veröffentlichter Beitrag zeigte auch die wohl erhoffte Wirkung: Prorussische Blogger machten sich offenbar sofort auf die Suche nach dem Jugendlichen. Wohl mit Erfolg, denn nur kurz später tauchte ein Video auf, das den jungen Mann wahrscheinlich in einer Polizeistation zeigt.
Darin spricht er von einer „Dummheit“, er wolle sich daher auf diesem Wege bei den Bürgern der Russischen Föderation, bei Russland selbst und auch dem russischen Präsidenten entschuldigen, erklärte der Mann sichtlich geknickt.
Saftige Strafe, doch droht noch Schlimmeres?
Der Jugendliche soll erst 17 Jahre alt sein, wie die Nachrichtenseite „ntv“ zitiert - demnach wurde ihm für seinen „unangemessenen Witz“ auch eine Strafe in der Höhe von 40.000 Rubel (rund 450 Euro) aufgebrummt. Unklar ist jedoch, ob der junge Mann weitere Konsequenzen zu befürchten hat und ob er für seine Äußerung unter Druck gesetzt wurde.
Das Entschuldigungsvideo ist jedenfalls in einer Art „Fahndungsportal“ des auf der Krim bekannten Bloggers Alexander Talipow aufgetaucht, wie das Portal „t-online“ berichtete. Nach nur drei Stunden seien die beiden Burschen identifiziert worden, bereits nach sieben erfolgte die Entschuldigung. Talipow steht im Verdacht, eng mit den russischen Behörden zusammenzuarbeiten.
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