Schon vier Mal bekam ein seit 44 Jahren in Thalheim lebender Eidgenosse Wohnbeihilfe vom Land OÖ bewilligt, zuletzt aber plötzlich nicht: Das Amt teilte ihm nach sieben Wochen mit, dass der Nachweis seiner Sprachkenntnisse fehlt!
Ganz eng muss ein Thalheimer seinen Gürtel schnallen. Im Jänner verlor der 44-Jährige den Job als Außendienstmitarbeiter. Jetzt muss er mit 718 € Arbeitslosengeld auskommen. „Es ist hart. Ich kenne aber die Situation“, erzählt er der „Krone“. Wegen eine Herzgefäßerkrankung musste der gelernte Großhandelskaufmann schon mehrere Jobs aufgeben und mit Einkommen unter dem Existenzminium von 1110 Euro leben.
Gemeinde verlangt keinen Nachweis
Die Wohnbeihilfe des Landes war in diesen harten Zeiten stets eine große Hilfe. Bereits viermal erhielt er völlig problemlos pro Monat zwischen 70 und 120 Euro. Nun aber lehnte das Land den Antrag nach sieben Wochen ab. „Weil ich Schweizer bin, muss ich jetzt auf einmal einen Nachweis meiner Deutschkenntnisse erbringen. Ich kam in Wels zur Welt, ging hier zur Schule, schloss hier meine Lehre ab. Das muss doch beim Land aufscheinen“, ist der Thalheimer sauer. Auf der Gemeinde erhielt er ohne Nachweis der Deutschkenntnisse alle Förderungen binnen kürzester Zeit.
Rund 4000 Erstanträge pro Jahr
Aus dem Büro des für die Wohnbeihilfe zuständigen FP-Landesvizes Manfred Haimbuchner heißt es: „Um Wohnbeihilfe zu erhalten, müssen alle Nicht-EWR-Bürger den Nachweis von Deutschkenntnissen erbringen“. 2022 langten dafür im Referat übrigens 4061 Erst- und 28401 Folgeansuchen ein. Insgesamt gab es 143.002 Posteingänge - 574 pro Werktag.
„Krone“-Kommentar: Einfach purer Schwachsinn!
Nehmen wir einmal an, der frei erfundene Isländer Ólafur Guðmundsson ist nach Linz gezogen und sucht hier um Wohnbeihilfe an. Trotz seines sehr fremd klingenden Namens muss er keine Deutschkenntnisse nachweisen. Der ebenfalls frei erfundene und in Linz geborene und aufgewachsene Schweizer Markus Müller muss das schon, denn im Gegensatz zu Island ist die Schweiz nicht Teil des Europäischen Wirtschaftsraums (EWR). Geht’s noch? In einem Rechtsstaat auf das Einhalten von Verordnungen zu pochen, ist wichtig. Wenn das aber so gar nicht zur Lebensrealität passt, wird daraus purer Schwachsinn!
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