„Krone“-Interview

Dieser General rettete 29 Österreicher aus Sudan

Österreich
07.05.2023 16:00

Im Sudan duellieren sich seit Mitte April die zwei mächtigsten Männer des Landes. Der Machtkampf lässt das flächenmäßig drittgrößte Land Afrikas im Chaos versinken. Knapp drei Dutzend Österreicher wurden vor rund einer Woche in einer spektakulären Aktion von der Bundeswehr ausgeflogen. Die „Krone“ sprach mit dem verantwortlichen Generalmajor Dirk Faust. 

Krone: Herr Generalmajor, Sie haben nicht nur 200 Deutsche aus dem Krisengebiet geholt, sondern auch knapp 600 Menschen aus anderen Ländern. Haben Sie auch Österreicher evakuiert?
Dirk Faust: Unter den 780 geretteten Menschen befanden sich nach meiner Kenntnis auch 29 österreichische Staatsbürger.

In welchem Zustand waren die Menschen?
Unglaublich angespannt und erschöpft. Sie waren seit Tagen bedroht, wussten nicht, ob sie es heil aus dem Land schaffen, waren teilweise ohne Strom, Internet und Telefon und damit von der Außenwelt praktisch abgeschnitten.

Generalmajor Faust vor einem Airbus A400M (Bild: Bundeswehr/Neumann )
Generalmajor Faust vor einem Airbus A400M

Was waren Ihre ersten Maßnahmen vor Ort? 
Wichtig war, dass wir die Menschen mit Wasser versorgen konnten und sie in Hallen oder im Schatten auf den Abflug warten konnten. Denn in der Sonne waren es bis zu 50 Grad. 

Mussten Sie Personenkontrollen durchführen, bevor Sie die Passagiere aufnahmen? 
Im Sudan wurde eine Registratur durch Feldjägerkräfte betrieben und ein sogenanntes Krisenunterstützungsteam des Auswärtigen Amtes war ebenfalls vor Ort. Dabei fand auch eine Personen- und Gepäckkontrolle statt, sodass wir das höchstmögliche Maß an Sicherheit in unseren Luftfahrzeugen hatten.

Eine deutsche Soldatin trägt am Flughafen „Wadi Seidna“ im Sudan ein Neugeborenes in Richtung des Transportflugzeuges vom Typ A400M (Bild: © 2023 Bundeswehr / Neumann)
Eine deutsche Soldatin trägt am Flughafen „Wadi Seidna“ im Sudan ein Neugeborenes in Richtung des Transportflugzeuges vom Typ A400M

Von welcher Bedrohungslage sind Sie ausgegangen? 
Grundsätzlich waren wir auf alles eingestellt und so vorbereitet, dass wir auch bei einer Eskalation vor Ort hätten agieren können. Unsere Kräfte waren so aufgestellt, dass wir jederzeit ein Gefecht hätten aufnehmen und uns verteidigen können und dabei durchhaltefähig gewesen wären.

Erschöpfte, aber gerettete Menschen am Flug aus dem Kriegsgebiet. (Bild: Bundeswehr)
Erschöpfte, aber gerettete Menschen am Flug aus dem Kriegsgebiet.

Wie lange hätten Sie im Havariefall im Sudan ausharren können, bzw. stand eine Ersatzmaschine bereit? 
Wir waren durchhaltfähig mit mehreren Maschinen vom Typ A400M aufgestellt.

Macht es für Sie und Ihre Männer einen Unterschied, ob man für eigene oder fremde Staatsbürger sein Leben riskiert? 
Wir retten schutzbefohlene Menschen, das ist der Auftrag. Da ist die Evakuierung von Bürgern befreundeter Staaten eine Selbstverständlichkeit und es macht natürlich keinen Unterschied.

Nach Kabul die nächste Evakuierung - müssen sich Streitkräfte weltweit stärker auf diese Einsatzart ausrichten? 
Ich kann hier nur für meinen Verantwortungsbereich der Division Schnelle Kräfte sprechen. Für uns sind das nationale Risiko- und Krisenmanagement als Überbegriff für militärische Evakuierungsoperationen sowie die Landes- und Bündnisverteidigung zwei Seiten einer Medaille.

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