Miete, Strom und Heizen verschlingen Petra Brinics ganzen Lohn. Und das, obwohl sie 40 Stunden pro Woche in der Küche steht. Die Teuerungen machen das Leben für immer mehr Menschen unleistbar.
Nach Abzug der monatlichen Fixkosten, wie Miete, Strom und Gas, bleibt vielen Menschen nicht mehr viel Geld für das restliche Monat. Petra Brinic befindet sich in einer noch aussichtsloseren Lage. Und das, obwohl die Alleinerziehende 40 Stunden die Woche in einer Schulküche steht.
Monatlich bekommt sie rund 1500 Euro, abzüglich der Lohnpfändung wegen Mietrückständen bleiben ihr aber gerade einmal knapp 900 Euro zum Leben. „Es geht sich hinten und vorne nicht aus“, sagt die 49-Jährige. Die Miete für ihre 45-Quadratmeter-Wohnung in Floridsdorf verschlingt 525 Euro. Abzüglich der Kosten für Strom und Fernwärme ist das Budget verbraucht, sogar überschritten.
Sorgen und Scham
„Für Lebensmittel habe ich im Prinzip null Euro übrig“, so die Angestellte. Und trotzdem muss sie ihrem Sohn täglich eine Mahlzeit auftischen. „Beim Diskonter habe ich voriges Mal 150 Euro abgelegt, damit kommen wir gerade einmal eine Woche aus“, so Brinic. Dabei kauft sie ausschließlich Eigenmarken und verzichtet auf Luxusprodukte wie Süßigkeiten.
„Ich kann mir und meinem Sohn noch nicht einmal neue Kleidung kaufen, dafür schäme ich mich“, sagt die Alleinerziehende. Auch von Urlaub können die beiden nur träumen. „Ich würde so gern einmal mit meinem Sohn eine Woche ans Meer“, erzählt die Köchin.
Wenn mein Sohn mich fragt, ob ich ihm etwas Süßes vom Einkauf mitbringen kann, muss ich oft Nein sagen.
Petra Brinic ist alleinerziehend.
„Bekomme seit Wochen nachts kein Auge zu“
Auch hat sie schon um Mindestsicherung angesucht, doch die Berater meinten, sie habe keinen Anspruch. Wenn es am Monatsende ganz eng wird, bittet sie ihre Freunde um Geld. Und so strudelt sich die Vollzeitbeschäftigte Monat für Monat durch. „Seit Wochen bekomme ich nachts kein Auge zu, weil mich Sorgen plagen, wie ich mit meinem Sohn über die Runden kommen soll“, berichtet die verzweifelte Mutter.
Abgesehen davon bedrückt sie die steigende Bandenkriminalität im Grätzel. Ihr Sohn wurde erst vergangene Woche ausgeraubt und bedroht.
Schlägt Politikern ein Experiment vor
Politik verdrossen ist Petra Brinic schon lange. „Es wird für so viel unnützes Geld ausgegeben, aber die eigenen Leute verarmen“, sagt die Floridsdorferin. Außerdem hätten sie Hilfe im Kampf gegen die Teuerung versprochen, die Einmalzahlungen hätten ihren Sinn aber weit verfehlt. „Damit kann ich vielleicht eine Miete stemmen, aber was ist mit den restlichen elf Monaten?“, fragt die arme Wienerin und schlägt ein Experiment vor: „Die da oben sollen eine Woche mit so wenig Geld wie viele von uns auskommen. Dann verstehen sie womöglich unsere Lage und tun endlich etwas dagegen.“
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