Sportliche Autos verlieren als Plug-in-Hybrid gerne mal an Sex-Appeal. Nicht so der McLaren Artura. Der setzt seine Antriebsqualitäten extrem geschmeidig in Szene, wie „Krone“-Motorredakteur Stephan Schätzl im Rahmen des Car Design Events in München erfahren konnte. In seinem Videofahrbericht erlebt er den schnellen Briten aber auch als Diva, die zwischenzeitlich mit Unpässlichkeit irritiert.
Mit dem insgesamt 680 PS starken McLaren Artura können sich sogar Petrolheads anfreunden, die sonst alles Elektrische und Hybridische meiden wie der Teufel das Weihwasser, zumal in Österreich, wo für den britischen Boliden dank 5,6 Liter Normverbrauch kaum NoVA zu entrichten ist (momentan ist er aber in Österreich noch nicht konfigurierbar). Es ist nach dem P1 der zweite PHEV von McLaren.
Geschmeidiges Doppelherz
In Mittelmotor-Position sitzt ein 585 PS starker Dreiliter-Biturbo-V6, dem sie in Woking einen 95 PS starken Elektromotor ins Achtgang-Doppelkupplungsgetriebe gesetzt haben. Der macht sich akustisch nicht wichtig, sondern füllt unauffällig überall da mit Kraft auf, wo der Verbrenner Drehzahl- oder ansprechbedingt gerade nicht voll bei der Sache ist. Heraus kommt jederzeit mächtig Druck, wenn man aufs Gas steigt - und dazu der fein komponierte Sound des V6.
Die kombinierte Maximalleistung steht bei 7500/min. zur Verfügung, das maximale Drehmoment von 720 Nm schon bei 2250/min. Bei 8500/min. greift der Begrenzer. Die Fahrleistungen sind beeindruckend: 3,0 Sekunden von 0 auf 100, 8,3 Sekunden auf 200 und nach 21,5 Sekunden erreicht man bereits die 300-km/h-Marke, all das fühlt sich komplett mühelos an. Das Höchsttempo liegt bei 330 km/h.
31 Kilometer rein elektrisch
Gemütlicher geht es zu Werke, wenn man sich im Elektromodus befindet, was auch nach jedem Neustart der Fall ist. In diesem Fall reicht der Vortrieb offiziell nur bis 130 km/h (laut Tacho sind es 140 km/h, in echt also rund 135 km/h). Die WLTP-Reichweite beträgt so 31 Kilometer, dann muss der 7,4-kWh-Akku wieder an die Wallbox, um sich in zweieinhalb Stunden wieder aufladen zu lassen.
Ansonsten bekommt die Batterie ihren Saft im Wesentlichen aus dem Verbrenner, denn es wird nicht viel rekuperiert. Ein Druck aufs Bremspedal wirkt ausschließlich auf die Carbon-Keramik-Bremsen, es wird nicht - wie bei normalen Plug-in-Hybriden - mit Rekuperation gemischt. Dadurch fühlt sich die Bremse perfekt an.
Das Gleiche gilt für die Lenkung: Statt elektromechanisch arbeitet sie elektrohydraulisch und vermittelt unfassbar viel Gefühl für die Straße, wirkt direkt, aber nicht nervös.
Viel Carbon, wenig Gewicht
Trotz der 150 kg schweren Hybrid-Einheit ist der Artura kein Schwergewicht, er bringt gerade mal 1498 Kilogramm auf die Waage. Dafür sorgt vor allem sein neu entwickeltes Carbon-Chassis. An Front und Heck trägt es Aluminium-Hilfsrahmen, die sich im Fall eines Unfalls verformen und anschließend repariert oder ausgetauscht werden können. Dadurch werden Totalschäden unwahrscheinlicher.
Ebenfalls günstig fürs Gewicht ist der Verzicht auf einen mechanischen Rückwärtsgang - retour geht es rein elektrisch.
Fahrkomfort und Sportlichkeit
Das adaptive Fahrwerk sorgt schon in der Comfort-Stellung dafür, dass der McLaren satt auf der Straße liegt, bleibt dabei aber tatsächlich durchaus komfortabel. Daneben gibt es zwei Eskalationsstufen der Härte.
Unterm Strich
Trotz PHEV-Antrieb ist der McLaren ein sehr purer Sportwagen, der sich einfach phantastisch anfühlt. Tolles Fahrwerk, gefühlvolle, starke Bremsen und eine präzise Lenkung sorgen für reinen Fahrspaß. Und auch bei hohem Tempo für einen entspannten Fahrer.
Warum?
Sehr geschmeidiger Antrieb
Günstig bei der NoVA
Warum nicht?
Derzeit noch Software-Probleme im Getriebe
Oder vielleicht …
… Ferrari 296 GTB
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