Nach über 70 Jahren beendet die einzige Seilbahn der ÖBB ihren Dienst. In Uttendorf wird im und am Berg an der sauberen Energie-Zukunft gearbeitet. Ein „Krone“-Lokalaugenschein.
Lautlos schwebt die Gondel ein. Eisenbahnrote Lackierung, historische Anmutung, aber topgepflegt, der Stahl makellos. Die Gondel gehört zur einzigen Seilbahn der Österreichischen Bundesbahnen ÖBB. Seit 1951 bringt sie im Pinzgauer Stubachtal Menschen zum Weißsee. Zwei Sektionen, Umstieg bei der Mittelstation, am Ende steht man am Weißsee auf 2300 Metern Seehöhe und blickt in die Hohen Tauern, die Welt der 3000er.
Beim Termin mit der „Krone“ hängen die Wolken tief. Sogar unten am Enzingerboden auf knapp 1400 Metern. Grau und Weiß wechseln sich am Himmel ab. Bernhard Buchholzer (45), ein waschechter Pinzgauer, ist Herr über die vier ÖBB-Personen- und drei Materialgondeln. Aber nur mehr bis August. Dann wird die ÖBB-Seilbahn eingemottet. War es 1982 der öffentliche Betrieb, der im Sommer und im Winter Wanderer und Skisportler auf den Berg zog, der eingestellt wurde, beenden die Bundesbahnen nun ganz den Seilbahn-Betrieb.
Der Grund für das Aus ist simpel: Wenige Meter neben der Talstation führt seit vergangenem Jahr ein rund 8,5 Kilometer langer, steiler Tunnel hinauf zum Weißsee. Seit 2020 wird im Stubachtal am riesigen Kraftwerk Tauernmoos gearbeitet. Über zehn Kilometer Stollengänge wurden dafür insgesamt aus dem Stein gesprengt. So auch die rund zwölf Prozent steile Straße im Berg und vor allem die über 40 Meter hohe Kaverne – das Herz des Kraftwerks.
Kraftwerkskaverne hoch wie zwölfstöckiges Haus
Ab 2025 soll das Pumpkraftwerk Tauernmoos die ÖBB mit Strom versorgen. Kostenpunkt: 335 Millionen Euro. Der 1926 errichtete Tauernmoosstausee und der Weißsee werden zur Energieerzeugung verbunden, Wasser kann hinauf gepumpt werden. Strom wird im Inneren des Bergs produziert. Die riesige Kaverne ist so hoch wie ein zwölfstöckiges Haus, wurde aus dem Tauerngestein gesprengt und wird Turbinen und Generatoren für den Strom beherbergen.
Jeder fünfte Zug wird mit Wasserstrom aus dem Stubachtal fahren. Auch die anderen Kraftwerke in Uttendorf, etwa Schneiderau und Enzingerboden, tragen ihren Teil bei. Tauernmoos wird mit 460 Gigawattstunden pro Jahr, inklusive Pumpspeicherung abseits der Spitze, das größte der Kraftwerksgruppe sein.
Noch werken die rund 70 Arbeiter unter Tage. Sieben Tage die Woche, zwölf Monate im Jahr. Anfangs mit Unterstützung der ÖBB-Seilbahn. Heute braucht es die Gondeln nur im Notfall. Seilbahn-Fans brauchen aber keine Angst haben. Die Bahn zur Rudolfshütte und zum Weißsee fährt auch weiterhin.
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