Die Krönung beschreibt er als „interessant“ und eine „gute Gelegenheit, bissl zu ratschen“. Was Bundespräsident Alexander Van der Bellen zu seinem Besuch beim König in London noch zu sagen hat, lesen Sie in diesem Interview.
„Krone“: Herr Bundespräsident, wie war’s?
Alexander Van der Bellen: Ich habe am Tag vor der Krönung gesagt, ich bin Republikaner, aber trotzdem hier. Und jetzt bin ich noch überzeugterer Republikaner. Es war okay, eine interessante ... Angelobung, würden wir sagen. Aber die Verknüpfung mit so viel Religion ist jetzt nicht mehr, würde ich sagen, 21. Jahrhundert.
Warum sind Sie heute noch überzeugterer Republikaner, was hat das ausgelöst?
Naja, schauen Sie, jedes Land wählt seine Staatsform selbst, manche sind Republiken, manche sind Monarchien. Wir haben heute mit einem anderen europäischen König gesprochen, der hat gesagt: „Bei mir ist das ganz anders, ich gehe ins Parlament und werde angelobt, halte eine Rede und dann gehe ich wieder.“ Das hat mich erinnert an das Prozedere mit dem österreichischen Bundespräsidenten. Man kann es auch ganz anders machen. In England ist das irgendwie ein 1000 Jahre altes Ritual.
Hat bei Ihnen die Bewunderung oder die Verwunderung überwogen?
Naja, hm. Ich wusste ungefähr, was auf uns zukommt. Man bekommt eine dicke Broschüre in die Hand, wo man mitlesen kann, wer was sagt und wann man aufstehen soll und wann man sich wieder hinsetzen soll. Also das ist alles perfektes Protokoll - eine Mischung aus Be- und Verwunderung.
Wie war die Stimmung in der Westminster Abbey, wie fühlt es sich an, bei der Krönung dabei zu sein?
Na, man wird schon aufmerksam. Es gibt dieses Heft, wo alles drinnen steht. Das ist sehr hilfreich, sonst hätte ich nur die Hälfte verstanden, weil sehr altmodisches Englisch gesprochen wird. Ich denke, diese Kronen müssen sehr schwer sein. Da muss man aufpassen, dass nichts passiert - und sehr langsam gehen. Die Krönung hat auch ihre amüsanten Seiten.
Was haben Sie gesehen, hatten Sie gute Plätze?
Nein, also das war wie beim Begräbnis. An sich waren das keine schlechten Plätze, der französische Präsident Macron saß hinter mir, der brasilianische Präsident Lula da Silva neben mir. Der Präsident der Seychellen saß zwei Reihen weiter. Ich weiß nicht, wie die Plätze vergeben werden, verlost vielleicht? (Lacht)
Sehr prominente Sitznachbarn also. Und einen Tag vorher gab es ja bereits einen Empfang im Buckingham Palast. Ist so eine Krönung auch ein politisches Netzwerktreffen?
Unbedingt! Das ist ja einer der Hauptgründe, warum man hinfährt als Republikaner. Das ist eine gute Gelegenheit, sich zu treffen oder kennenzulernen, bissl zu ratschen. Gestern habe ich nicht alle gesehen, heute habe ich noch mit einigen gesprochen.
Worüber? Smalltalk oder wichtige politische Themen?
Über Verschiedenes - wie gefällt es Ihnen, wie finden Sie es? Mit dem albanischen Präsidenten habe ich gesprochen, mit der Präsidentin von Moldau habe ich über den Kriegsverlauf gesprochen und die Situation in Moldau.
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