Anschlag auf Autor
Hat Krimtataren-Gruppe erneut zugeschlagen?
Hat die im Herbst des Vorjahres gegründete ukrainische Guerilla-Gruppe Atesch schon wieder zugeschlagen? Sie hat in den sozialen Medien einen Bombenanschlag auf den bekannten nationalistischen Schriftsteller Sachar Prilepin für sich reklamiert. Der 47-jährige Autor sei am Samstag in seinem Auto in der Region Nischni Nowgorod östlich von Moskau unterwegs gewesen, als ein am Fahrzeug angebrachter Sprengsatz detonierte, meldeten mehrere staatliche russische Nachrichtenagenturen unter Berufung auf die dortigen Behörden. Dabei wurde Prilepin schwer verletzt. Sein Fahrer soll tot sein.
Wenige Stunden nach dem Vorfall, der sich unweit der Stadt Bor ereignete, wurde laut Innenministerium ein 1993 geborener Mann festgenommen, der bereits vorbestraft sein soll. Genauere Angaben machte die Behörde nicht. Es seien Ermittlungen wegen eines mutmaßlichen Terroranschlags eingeleitet worden, hieß es. Prilepin, der in Deutschland etwa für sein 2012 in übersetzter Fassung erschienenes Buch „Sankya“ bekannt ist, gilt als großer Befürworter des von Präsident Wladimir Putin vor mehr als einem Jahr angeordneten Angriffskriegs gegen die Ukraine. Zwischenzeitlich kämpfte der nationalistische Autor dort sogar selbst.
Prilepin übte verschiedene Tätigkeiten aus, bevor er Mitglied der Polizeieinheit OMON wurde. Mit dieser nahm in den Jahren 1996 und 1999 in Tschetschenien an Einsätzen teil. In dieser Zeit stieß er zu den Nationalbolschewiken, die seit 2005 als verfassungsfeindliche Organisation verboten sind. Mittlerweile lebt Prilepin mit Frau, zwei Söhnen und zwei Töchtern in Donezk in der teilweise russisch besetzten ukrainischen Region Donbass. Seit Februar 2022 steht er auf einer Sanktionsliste der EU.
Moskau: „Washinton und NATO haben weitere Terrorzelle genährt“
Die russische Regierung warf den USA und dem Westen insgesamt vor, ukrainischen Terrorismus zu unterstützen. Die Sprecherin des Außenministeriums in Moskau, Maria Sacharowa, reagierte damit auf den Anschlag auf Prilepin. „Die Tatsache ist wahr geworden: Washington und die NATO haben eine weitere internationale Terrorzelle genährt - das Kiewer Regime“, sagte Sacharowa. Für den Anschlag trügen die USA und Großbritannien die „direkte Verantwortung“, betonte Sacharowa, nannte aber dafür keinen Beweis.
Atesch bezeichnet sich selbst als Partisanenbewegung von ethnischen Ukrainern und Krimtataren und hat in den vergangenen Monaten mehrere Anschläge in von Russland besetzten ukrainischen Gebieten für sich beansprucht. „Die Bewegung Atesch war seit Jahresbeginn hinter Prilepin her“, hieß es auf dem Telegram-Kanal der Gruppe. Und weiter: „Wir hatten so ein Gefühl, dass er früher oder später in die Luft gesprengt wird. Unsere Vorhersagen treffen immer zu, denn wir sprechen nicht nur, sondern tun auch.“ Die Glaubwürdigkeit der Mitteilung konnte aber nicht unabhängig überprüft werden.
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