Am Samstag ging die letzte große Premiere der Arä von Intendantin Iris Laufenberg am Schauspielhaus Graz über die Bühne: Sandy Lopičić und das Ensemble besingen furios „Das Ende vom Lied“ - zu sehen bis 10. Juni.
„Bleiben Sie dem Theater treu“, sagt Iris Laufenberg mit Tränchen in den Augen, bevor sie dem letzten Premierenpublikum ihrer Ära als Intendantin des Schauspielhaus Graz „mit Freude und in Trauer“ eine schöne Vorstellung wünscht. Das Publikum reagiert mit frenetischem Applaus - es sollte nicht das letzte Mal an diesem Abend sein.
Humorgetränkte Sentimentalität
Freilich: Laufenberg hat sich mit Sandy Lopičić den König der humorgetränkten Sentimentalität an Bord geholt, um - nach zahlreichen erfolgreichen gemeinsamen Produktionen - „Das Ende vom Lied“ anzustimmen. Gemeinsam mit Dramatikerin Hannah Zufall lässt er einen Großteil des Ensembles als Trauergemeinde aufmarschieren, die nicht nur das Ende einer Ära feiert, sondern sich auch um die Auflösung eines großen Haushalts kümmern muss.
Wer genau betrauert wird oder wie die Figuren zusammenhängen, kann man nur erahnen. Klar jedenfalls ist: Sie fühlen sich als eine Art Familie - mit all den emotionalen Schwierigkeiten, die das beinhaltet. Und sie alle beschäftigt die gleiche Frage: Was ist das Erbe dieses Hauses und der gemeinsam hier verbrachten Zeit?
Um Antworten auf diese Frage zu finden, lassen Lopičić und Zufall - trotz der schwarz-weißen Farbgebung von Bühnenbildnerin Vibeke Andersen - einen bunten Strauss an Figuren aufmarschieren, die sich in einer Nummernrevue durch den Pop-Kosmos zitieren - von Pink Floyd bis STS und von Queen bis PeterLicht.
Wo hört die Figur auf und fängt der Schauspieler an?
Rund um diese musikalisches Potpourri entsteht so ein Kaleidoskop des Ringens mit dem Ende und dem dadurch nötigen Neuanfang - die sich für jede Figur und jede Darsteller anders manifestiert: Das Spannende - und oft auch verwirrende - dieses Abends ist jedoch, das die Grenze zwischen Rolle und Schauspieler völlig unklar ist: Für (die Figur von) Susanne Konstanze Weber etwa bedeutet der Abschied die endgültige Befreiung von Erwartungen. Für (die Rolle von) Clemens Maria Riegler löst das drohende Ende völlige Ratlosigkeit aus. Für (den Charakter von) Gerhard Balluch liegen im Grab des Abschieds bereits viele vorangegangene Enden begraben. Und für (die Figuren von) Rudi Widerhofer bietet das Begräbnis eine Bühne, um mit Humor die Herzen des Publikums zu erobern.
Und so mäandert „Das Ende vom Lied“ 90 Minuten lang auf wunderbare Weise zwischen Humor und Sentimentalität, zwischen Abschied und Neuanfang, zwischen Dramatik und Realität. (Die Figur von) Jan Fredrik Hofmann drückt letztlich das aus, was an diesem Abend wohl längst alle gespürt haben: „Jetzt ist sie weg, die vierte Wand.“
Am Ende einer Ära stehen Künstler und Publikum vereint im Theater. Alle singen, alle applaudieren.
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